Ungefähr 50.000 Menschen laufen heute durch New York. Später werden drei von ihnen die Rekordzeit brechen, die zehn Jahre lang eisern stand. Aber nicht nur die Läufer beim New York Marathon haben einen anstrengenden Tag. Auch das Publikum gibt alles: meilenweite Unterstützung.

Nicht nur an den beliebten Zuschauerpunkten geht es hoch her. Gruppen kommen und gehen, fahren mit der U-Bahn zu einem anderen Punkt, nachdem ihre Freunde, Kollegen, Verwandte vorbeigelaufen sind. Ein Grüppchen, das ich aufgrund der auffallenden Ähnlichkeiten zu Papa, Onkel und zwei Söhnen mache, wartet an einem späten Punkt auf eine Frau. Die fällt den Kindern und dem “Papa” überglücklich um den Hals, bekommt einen Fruchtriegel gereicht und versichert, sie sehe fantastisch aus, besonders dafür, dass sie jetzt die letzten acht Meilen vor sich hat. Der “Onkel” hat derweil seine Jeans abgestreift. Darunter trägt er Sportzeug. Schon läuft er mit, als die Frau weitermacht.

Auch von offizieller Seite werden die Läufer versorgt. Das sieht zuweilen merkwürdig aus:

Später wird die Straße gereinigt. Erst einmal aber gilt es, die abgekämpften Läufer anzuspornen. Sehr viele haben ihren Namen auf ihr Shirt geschrieben. Denn das Publikum wartet nicht einfach nur auf Mama, Freundin oder Kollegin.

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Und wie es der Zufall will, erblicke ich eine deutsche Gruppe. Auf deren Schild steht etwas, das wohl in meinem Herkunftsland irgendein Insiderwitz ist. Ich finde, es klingt doof.

Aber nicht jeder ist begeistert von dem, was hier abläuft. Ich unterhalte mich mit einem Mann, der mit einem Wägelchen voller Wäsche am Straßenrand steht. “Ich muss in zehn Minuten zur Arbeit”, sagt er. “Wie soll ich das schaffen?” Er wohnt gegenüber. Es sieht nicht so aus, als könne er es über die Straße schaffen, die Läufer folgen viel zu dicht aufeinander. Bei Paraden werden die Straßen auch gesperrt; aber da hat man meistens zwischendurch eine Chance, sie zu überqueren. Das ist aber wohl nicht der Grund, warum dieser Witzbold hier sich mit seinem Plakat an den Rand stellt.