“Na klar”, sage ich, “wir haben doch sogar ein Feuerwehrmuseum in New York.” Immer mal wieder erweist sich das scheinbar unnütze Wissen, das ich über die Stadt angesammelt habe, als Schatzkiste zum Freudemachen. Mit diesem Satz mache ich nicht nur einem Feuerwehrmann aus Deutschland eine Freude, sondern auch mir selbst. Noch ahne ich aber nicht einmal, welche Entdeckung mir bevorsteht. Sie hat mit dieser Wand zu tun:

Feuerwehrabzeichen im New Yorker Feuerwehrmuseum

Ein Rundgang durchs New Yorker Feuerwehrmuseum

Besagter Feuerwehrmann kommt zu Besuch, und nachdem wir erst einmal in einer echten Feuerwache schauen durften, wie ordentlich die Schläuche in den Wagen verstaut sind (alles hochmodern, sagt der deutsche Kollege), begleite ich ihn ins Feuerwehrmuseum. Da wartet jede Menge Geschichte auf uns, und gleich zu Beginn bringt mich das Museum in Versuchung, so zu fotografieren, als wollte ich eine Postkarte von anno tuck nach Hause schicken.

New York City Fire Museum

Wir staunen über Eimer, Alarmsignal- und Spritzenwagentechnik, und ich bin fasziniert davon, wie die Feuerwehreinheiten sich mit Motto-Schriftzügen sozusagen anfeuern und auch voneinander abgrenzen (was man übrigens auch heute noch auf so manchem Feuerwehrauto in New York sieht). Diese Gürtel-Statements hier zum Beispiel würden sich doch glatt in einer Hipsterjeans gut machen:

Historische Gürtel im Feuerwehrmuseum

Im unteren Stockwerk lerne ich dann auch noch etwas darüber, wie die moderne Feuerwehr vorgeht, und vor lauter Schreck vergesse ich gleich wieder, wie dieses brachiale Gerät heißt, mit dem die Feuerwehr nach Unfällen Autos aufbiegt, um Insassen zu befreien.

Moderne Feuerwehrtechnik im Feuerwehrmuseum

Unterwegs frage meinen Begleiter ständig, ob sie dies und jenes auch in Deutschland verwenden. Und das bleibt nicht unbemerkt. Ein älterer Herr wieselt ein paar Mal an uns vorbei, schließlich verschwindet er mit einem Wischmopp, als wir einen Extraraum betreten – und ganz still werden. So eine Überraschung!

Sehenswert: Die 9/11 Ausstellung im New York Fire Museum

Die 9/11-Ausstellung des New York City Fire Museum habe ich nicht fotografiert; wenn ihr euch für das Thema interessiert, empfehle ich sie wärmstens. Ich würde sogar sagen, geht da hin, ehe ihr euch für das 9/11-Museum anstellt, und erlebt die Perspektive der Helfer, die zu den einstürzenden Türmen eilten. 343 von ihnen überlebten den Einsatz nicht.

Während ich ein Bild aus einer im Schutt wiedergefundenen Kamera anschaue, beginnt ein heftiger Schauer. Regen prasselt auf das Oberlicht über diesem Ausstellungsraum. Wir nicken einander zu: Wir bleiben noch ein bisschen. Und schauen uns schließlich im regulären Ausstellungsraum die Tafel mit den Feuerwehrabzeichen an (siehe oben).

“Where are you from?”, fragt eine Stimme. Sie gehört dem Herrn von eben. Er hat längst begriffen, dass wir Deutsche sind. Er will wissen, von wo genau. Mein Feuerwehrbegleiter spricht nicht so gut Englisch, das kann ich dem Herrn auch verklickern, aber danach lässt er mir kaum Zeit zum Übersetzen.

Wenn ein Museumshelfer aus dem Nähkästchen plaudert

Der Museumshelfer zeigt uns, wie viele deutsche Feuerwehreinheiten schon ihre Abzeichen im Feuerwehrmuseum gelassen haben. Übergangslos wechselt er zu seiner eigenen Vergangenheit als Feuerwehrmann in Queens und zu Problemen mit Ortsgrenzen, wo es vorkommen kann, dass die Vorderseite eines Hauses in die Verantwortung des einen Löschzugs fällt und die Hinterseite in die eines anderen.

Mein Begleiter bestätigt, dass so etwas auch in Deutschland gibt, aber das führt nicht zu einer Diskussion über die Unterschiede zwischen deutscher und amerikanischer Feuerwehr oder zwischen Berufsfeuerwehr (wie in NYC) oder freiwilliger Feuerwehr (der mein Begleiter als Einsatzleiter angehört und die auch in den USA weit verbreitet ist). Stattdessen sollen wir unbedingt noch mal nach oben.

Wir zögern. Es hat aufgehört zu regnen, und der Nachmittagsjetlag zeichnet sich auf dem Gesicht meines Begleiters ab. Wir hatten uns schon auf eine Kaffeepause geeinigt, und im oberen Stock waren wir ja bereits. Aber unser neuer Feuerwehrfreund lässt nicht locker. Zum Glück.

Überraschung im Feuerwehrmuseum

Denn obwohl ich dachte, wir hätten uns alles ganz genau angeschaut – so ist das eben, wenn man mit einem Fachmann unterwegs ist – zeigt der Mann uns etwas ganz Besonderes. Nämlich das hier.

Feuersbrunst von 1776 in New York

Das Bild hatten wir bereits angeschaut und darüber gesprochen, wie schlimm früher viele Brände ausfielen. 1600 Häuser waren nach diesem Großbrand in New York Schutt und Asche. Auch heute noch brennt es ja ganz schön oft in New York. Die Sirenen der Feuerwehrautos gehören zum Pendant der Sehenswürdigkeiten, den Hörenswürdigkeiten. So wie das Quietschen der U-Bahn und das Gebimmel der Heilsarmee in der Vorweihnachtszeit.

Der Museumshelfer hat Anderes im Sinn, und ich folge seinem Zeigefinger: Unter dem Bild, das einen verheerenden Brand von 1776 zeigt, stehen deutsche Worte.

Schröckenvolle Feuersbrunst im Feuerwehrmuseum

Er fragt mich, ob die englische Übersetzung stimmt. Das tut sie. Auch wenn heute wohl niemand das Wort “schröckenvoll” in den Mund nähme. Es war mir allerdings ein großes Vergnügen, es in diesem Text wiederzubeleben.

Ebenso ein großer Spaß war die Sache mit den Feuerwehrhelmen. Weil ich im historischen Teil des Museums solchen Spaß an den Designs der alten Helme hatte …

Historische Feuerwehrhelme in NYC

… hatte meine Begleitung ebensoviel Spaß daran, mich modernere Designs vorführen zu lassen. Das dazugehörige Schild ist leicht zu verstehen: Anprobieren dürfen Kinder jeglichen Alters. Wenn das mal keine gute Inspiration abgibt.

New York City Fire Museum

 

New York City Fire Museum, 278 Spring Street, Tribeca, Öffnungszeiten und Details auf der Website.