Schick geht es immer noch zu, wenn man New York per Schiff betritt oder verlässt.

Nur diesen melodramatischen Flair hat es nicht mehr – tränenreiche Abschiede sehe ich jedenfalls nicht, aber das würde auch schwierig, denn wenn man keine Bordkarte hat, darf man erst gar nicht ins Terminal. Fast niemand wird von Familie oder Freunden zum Schiff gebracht.

Der Taxifahrer auf dem Hinweg kann es kaum fassen: “Sie wollen mit dem Schiff nach Deutschland fahren?” Nun ja: Ich habe auch immer gedacht, mit dem Schiff nach New York, das wäre ja toll, aber eben auf dem Hinweg. Dabei sirrte mir ein uralter Song im Ohr, in dem es am Ende heißt: ” … und dann will ich das alles vor mir aufziehen sehen, die Skyline und die Freiheitsstatue.” Andererseits: Nimmt man den Seeweg nach Hamburg, kann man sich bequem an den Zeitunterschied gewöhnen. Jeden Tag eine Dreiviertelstunde.

Die zuallermeist lustigen Hafenarbeiter (“tipping optional” steht da überall auf großen Schildern, und einer hat schon schlechte Laune davon gekriegt, dass so einige Herrschaften das sehr ernst nehmen) mögen mich zwar sehr, dürfen mich aber auch nicht weiter ans Schiff heranlassen. Sicherheitsstufe Eins. Stattdessen zeigen sie mir, wie stark sie sind.

Tja, und was macht man da, wenn man aber doch zum Abschied winken will? Entweder geht man ein Stückchen zur Seite, wo unter einem Absperrgeländer eine kaum einen Meter breite Linie aus schnöden Steinen, Treibholz und ein bisschen Gras einen vom Wasser trennt, und hofft darauf, nicht verscheucht zu werden. Oder man sucht sich selbst ein Schiff, um auf die andere Seite der Queen Mary 2 zu kommen. Ich empfehle das Wassertaxi von/nach Red Hook.

Der Wassertaxikapitän gibt ganz schön Gas, ich stehe oben auf dem Deck, muss mich mit einer Hand an der Reling festhalten, renke mir den anderen Arm vor lauter Winken fast aus und fühle mich auf einmal tatsächlich ein wenig melodramatisch.