Noch haben Tomaten Saison in New York. Da laufe ich ständig an den bunten Auslagen mit prallen, mehr oder weniger runden, bunten Tomaten vorbei und vergesse doch glatt, dass mein alljährliches Küchen-Experiment mit Heirloom Tomatoes noch ansteht! Nun aber fix, ehe es nur noch getrocknete Tomaten gibt.

Tomaten in allen Farben

Heirloom Tomatoes nennen die New Yorker das, was in Deutschland als Alte Tomatensorten bezeichnet würde. Und diese Tomaten sind schwer beliebt.

Denn auch wenn hierzulande die Sonne oft genug aufs Gemüse scheint, um leckere Alternativen zu wässrigen Holland-Tomaten reifen zu lassen, so dominierten doch lange Zeit einige wenige Turbotomaten die Felder – Hybridsorten, deren Samen die Bauern jedes Jahr neu einkaufen.

Mehr als nur hübsch anzusehen: Heirloom Tomatoes

Aus den Samen von Heirloom-Tomaten dagegen könnte man tatsächlich wieder fruchtbringende Pflanzen ziehen – das gehört zu den Ansprüchen, die Fans dieser Gemüse an die (Bio-) Bauern stellen. Das hilft dabei, die Artenvielfalt zu stärken – und auch die Geschmacksvielfalt. Einmal ganz abgesehen von den tollen Farben und Formen.

Heirloom Tomatoes

Rote Tomaten kennt ihr, von grünen Tomaten habt ihr sicher auch schon mal gehört. Wie ich höre, gibt es auch in Deutschland inzwischen immer mehr ungewohnte Anblicke in der Gemüseabteilung. Wie sieht es mit länglichen gelben Tomaten aus? Diese hier spalten die Paradiesapfelwelt: Die einen nennen sie Banana Legs, die anderen sagen Banana Fingers.

Tomaten in so vielen Farben und Formen

In New York empfehle ich den Markt am Union Square, um die volle Lotte Heirloom Tomatoes zu bestaunen: Von blassgelb bis fast schwarz (und wir reden hier nicht von angekokelten Grilltomaten!), gestreift und gescheckt, langgestreckt, kugelrund, kürbisartig ausgepolstert. Über einige lustige Tomatensorten habe ich ja bereits geschrieben.

Selbstredend schleppe ich jedes Jahr mindestens einmal ein paar Pfund dieser Tomaten für meine “Neues Gemüse ausprobieren”-Experimente nach Hause. Doch dieses Jahr habe ich beinahe die Saison verpasst.

Und nachdem ich im letzten Jahr die Sache mit dem “Heirloom” beim Wort genommen hatte und die altehrwürdigen Marzano-Tomaten zu einer Lasagnefüllung und zu einer Tomatensauce aus dem Ofen verarbeitet hatte, wechsle ich diesmal die Farbe.

Tomaten in gelb-orange

Im Kontrast mit Blau und Grün sehen diese Tomaten fast aus, als wären so noch gar nicht reif. Sind sie aber, sie sind halt nur ganz schön gelb. Diese Saison habe ich mir nämlich eine Frage zum Küchenspaß erkoren:

Wie schmeckt gelbe Tomatensauce?

Die Antwort lautet: lecker! Die Tomaten, die ich mir ausgesucht habe, haben mehr Süße als Säure, und das passt ganz wunderbar in ein ganz simples Rezept mit Tomaten, Zwiebel, Knoblauch, Olivenöl, Salz, Pfeffer und Basilikum, ach ja, und der irgendwie obligatorischen Möhre. Damit der Farbwert nicht verfälscht wird, darf natürlich keine herkömmliche Möhre in die Sauce.

Tomate und Möhre, ab in die Sauce

Übrigens bin ich bei dem Massaker, das ich mit den Tomaten vor dem Saucekochen veranstalte – überbrühen, Haut abziehen, vierteln, Kerngeglibber rauswerfen, würfeln – auf eine Idee gekommen, die ich wohl auch nur in einer New Yorker Küche bekommen konnte.

Meine Küche entspricht dem New Yorker Klischee: Sie hat wenig Platz zum Kochen. Neben der Spüle ist so ein Stückchen, auf dem ich schneide. Mache ich dabei auch nur ein bisschen Sauerei, verteilt sich das nicht etwa auf einer großzügigen Arbeitsfläche, sondern es verschwindet schneller, als ich “Wischmopp” sagen kann, in der Ritze zwischen Kühlschrank und Brett und auf dem Fußboden.

Trick fürs Tomaten-Massaker

Diesmal habe ich mein Küchensieb in die Spüle gestellt und mit einem Stück Küchenpapier ausgelegt, dann die Tomatenviertel drübergehalten und Stielansatz, Kerne und Glibberzeug fallen lassen.

Hinterher brauchte ich nirgends zu wischen, sondern bloß ein Paket in den Mülleimer zu werfen – obwohl ich das übliche Gematsche angerichtet hatte! Das kann ich empfehlen. Allein schon, weil man sich dabei so clever vorkommt.

Wenn ihr eure Farbexperimente trotzdem lieber nicht mit Tomaten machen wollt oder es euch schwerfällt, euch auf eine Farbe festzulegen, hätte der Markt in New York übrigens auch etwas zu bieten: Zucchini. In zwei Farben. Die schmecken super mit Tomatensauce.

Zucchini