200 Jahre alte Münzen, antike Pferdeglöckchen, verloren geglaubte Ringe: Mit dem Metallsuchgerät stöbert Allyson Cohen wahre Schätze auf. Am Orchard Beach hat sie mir gezeigt, wie das Metal Detecting funktioniert (das könnt ihr nachlesen in der Geschichte “Auf Schatzsuche mit der Detecting Diva“) – und was kommt danach? Am Strand hat Allyson mir erzählt, was später mit rostigen Münzen und verlorenen Siegelringen passiert, was hinter dem Camouflage-Look der Metallsucher*innen steckt und warum sie Detecting Diva gestartet hat – einen Blog für schatzsuchende Frauen.

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Allyson Cohen lebt in Berlin, Connecticut,
war früher die einzige Frau in ihrem lokalen Metallsucherclub,
bloggt als Detecting Diva über ihr Hobby,
fuhr nach einem besonders guten Fund nach New York, um von dem Erlös ihr aktuelles Metallsuchgerät zu kaufen.

Wie ist das Metallsuchen für dich wichtig geworden?

Die ersten Jahre habe ich das nur so nebenbei gemacht, mal hier, mal da. Aber kaum hatte ich etwas echt Gutes gefunden … Nun, ab da konnte man es Besessenheit nennen (lacht). Es wird zu einer Manie. Man findet ein Ventil für seinen Jagdinstinkt, das nimmt einen ziemlich gefangen. Und es macht sehr viel Spaß, man findet viele coole Sachen. Man braucht dazu allerdings viel Geduld.

War das eine Hürde für dich?

Am Anfang war es schwierig, weil ich nicht viel gefunden habe. Ich bin durch Parks gezogen, da habe ich vielleicht mal einen Penny gefunden und war ganz aufgeregt, wenn ich auf einen Vierteldollar stieß. Aber ich fand nichts sonderlich Spannendes. Schließlich las ich ein Buch über Metal Detecting. So fand ich heraus: Du musst deine Standorte vorher erforschen. Auf irgendeinem Schulhof kannst du nämlich nichts Tolles finden, es sei denn, es hat dort vielleicht jemand einen goldenen Ehering verloren. Also fing ich an zu forschen und fand auch einen Ort, an dem, wie ich glaubte, noch niemand gewesen war. Und dort fand ich meinen ersten Indian Head Penny.

Deinen ersten was?

Indian Head Penny. Das ist ein Geldstück aus dem 19. Jahrhundert. Ich war außer mir vor Freude, ich liebe diese Münzen! Münzen sind übrigens auch eine Leidenschaft von mir. Mit diesem Erlebnis ging es für mich richtig los. Ich habe diesen Ort von vorne bis hinten durchsucht und so viel gefunden.

Wenn du etwas findest, weißt du dann sofort, was es ist?

Detecting Diva bei der SucheMeistens schon, sofern es nicht durch die Umweltbedingungen geschädigt ist. Das hängt auch davon ab, wo du suchst. Ich finde viele Münzen wie die Connecticut Coppers: Jeder Bundesstaat hatte seinen eigenen Satz Münzen, ehe die Vereinigten Staaten einheitliche Münzen herausgaben. Diese alten Münzen bestehen aus Kupfer und waren lange Zeit im Boden, die sind leider oft arg mitgenommen. Da kann man dann kein Datum mehr erkennen oder sehen, woher sie stammen. Bei manchen Fundstücken kann man nicht einmal mehr sagen, was sie eigentlich waren – außer, dass es sich um ein Stück Kupfer handelt.

Wie kriegst du deine Funde denn sauber?

Das kommt darauf an. Wenn du online nachschaust, stellst du schnell fest: Jeder hat seine eigene Methode beim Reinigen. Ich selbst halte mich aber eher an das, was ein Archäologe tun würde. Münzen solltest du nicht sofort abputzen, besonders die Silbermünzen schädigst du bei dem Versuch ganz schnell. Wenn du da draußen nur mit dem Finger drüberwischt, um das Datum zu lesen, kann es sein, dass du die Münze kaputtmachst. Wenn du etwas Schönes findest, solltest du es einpacken und erst einmal nach Hause bringen. Dann soll man es mit klarem Wasser reinigen, bloß keine Seife dazutun. Manche geben hinterher ein bisschen Olivenöl auf die Münze. Andere nehmen Peroxid. Oder Erdöl-Bäder. Du kannst dir auch eine Elektrolyse-Maschine bauen, dafür gibt es Anleitungen im Internet. Damit zu arbeiten macht Spaß, aber das Ganze kann auch in Flammen aufgehen, wenn du nicht vorsichtig bist (lacht). Vieles, was aus der Erde kommt, ist rostig und hat alles Mögliche auf der Oberfläche, das du nicht kennst. Wichtig ist: Wenn du nicht genau weißt, wie etwas zu reinigen ist, lass die Finger davon.

Hältst dich dich daran oder ist die Neugier manchmal stärker?

Ich habe natürlich auch schon Experimente gemacht. Da wurden mir schon mal 10-Cent-Stücke rosa. Und wenn man zum Beispiel eine alte Kupfermünze in ein Elektrolyse-Bad legt, mag es passieren, dass man feststellt: Der Dreck war das einzige, was die Prägung noch auf der Münze gehalten hat. Danach ist die blank. Ich habe auf jeden Fall schon einige Sachen zerstört. Aber ich würde nie etwas, das einen gewissen Wert haben könnte, für solche Experimente hernehmen.

Das klingt gar nicht so einfach. Gibt es auch beim Suchen Hindernisse?

Es wird immer schwieriger, gute Orte zum Metallsuchen zu finden. Die Leute haben Vorurteile gegen Metallsucher. Die Stadt New York zum Beispiel diskriminiert uns richtiggehend. Ich habe eine Genehmigung in meiner Tasche, die vorschreibt, wo du suchen darfst und wo nicht, an welchen Tagen, Uhrzeiten, und das ändern sie jedes Jahr.

Aus welchen Gründen ist Metal Detecting denn nicht gern gesehen?

Manche Leute meinen, wir machen Eigentum kaputt und graben alles um, aber das stimmt nicht. Wir haben einen Ehrenkodex, nach dem man alles wieder so herrichtet, wie man es vorfand, also zum Beispiel keine Löcher hinterlässt, und außerdem seinen Müll mitnimmt, nicht dort sucht, wo es verboten ist, und Eigentum achtet. 99 Prozent derjenigen, die ich kenne oder beobachtet habe, befolgen diesen Kodex. Dagegen sehen wir, was Pferde, Hunde und ganz besonders Mountainbiker zum Beispiel auf Wegen anrichten. Aber mit einem Metalldetektor braucht man eine Genehmigung.

Wem gehört, was du an einem städtischen Strand findest?

Schauen wir doch mal in die Genehmigung! Da steht: Du kannst aktuelle Münzen behalten, also alles, was noch im Umlauf ist. Bedeutsame Objekte, alles, was einen historischen oder archäologischen Wert hat oder sonstwie seinen Nennwert überschreitet, muss man dagegen abgeben.

Was machst du, wenn du irgendwo einen Ehering oder so etwas findest?

Wenn ich etwas finde, das identifizierbar ist, versuche ich immer, den Besitzer zu finden. Das ist dann noch eine andere Art der Suche. Besonders vielversprechend sind dabei Highschool-Ringe mit Jahr und Initialen, die sind recht einfach zurückzuverfolgen. Ich konnte schon so einige Ringe den Besitzern zurückgeben, das macht mir viel Freude. Die Leute sind meist sehr glücklich darüber – es sei denn, sie haben den Verlust schon bei ihrer Versicherung eingereicht.

Was magst du mehr: das Suchen oder das Finden?

Das ist eine schwierige Frage. Das Finden ist natürlich immer toll, besonders, wenn man etwas Aufregendes findet. Aber man kann ja nichts finden, wenn man nicht sucht. Ich mag diesen Teil jedenfalls am liebsten. Ich mag das Suchen. Ich glaube, das ist ein Instinkt. Diesen Jagdinstinkt haben nicht so viele Frauen. Einen Metalldetektor nehmen und nach Sachen suchen, das wollen viele nicht. Männer dagegen scheinen viel eher bereit, so etwas zu machen.

Wieso fühlen sich denn Frauen seltener dazu hingezogen?

Allyson Cohen Metal Detector

Vielleicht liegt es in den Genen. Ich denke, es hat auch damit zu tun, wie die Gesellschaft es bewertet. Es beginnen trotzdem mehr und mehr Frauen dieses Hobby. Früher hat es sie vielleicht eher noch abgeschreckt, dass es als Männerhobby galt. Das schüchtert einen ja auch ein. Aber inzwischen sehen sie auf Social Media, dass es da auch Frauen gibt. Ich stelle meine Fundstücke auf Facebook, und viele finden das cool.

Und du hast sogar eine Website für Schatzsucherinnen.

Ja (lacht). Als ich mit dem Metal Detecting anfing, hatte mein Club eine einzige Frau. Es gibt so viele Blogs, also suchte ich nach Metal Detecting, aber ich fand keinen einzigen, der von einer Frau geschrieben war. Ich fand, es fehlte eine weibliche Stimme. Inzwischen gibt es solche Websites überall. Es gibt auch auf Facebook viel mehr Frauen, die ihre Fundstücke stolz präsentieren. Das ist gut. Und meine Website hat sich verbreitet wie ein Lauffeuer: Jeder in dieser Gemeinschaft weiß, wer ich bin, wer Detecting Diva ist.

Musst du deswegen in einer bestimmten Kleidung auftauchen?

Das ist tatsächliche so eine Sache. Jetzt fühle ich mich unter Druck, eine Rolle auszufüllen. Ich muss eine bestimmte Person verkörpern, und ganz egal, was gerade in meinem Leben passiert: Ich muss blendend aussehen, mich super fühlen, bei der Schatzsuche mitmachen und richtig gute Sachen finden (lacht).

Apropos Kleidung: Sieht so aus, als gäbe es jede Menge Camouflage beim Metal Detecting. Hat das eine Funktion oder ist das eine Mode?

(lacht) Gut beobachtet. Ich habe sogar einen Artikel unter der Überschrift „Detecting in Camouflage“ für ein Magazin geschrieben, der auch auf meiner Website zu finden ist. Er erklärt den funktionalen Wert der Hosen mit diesen ganzen Taschen, wie robust und praktisch sie sind und so weiter. Ausgelöst hat den Trend möglicherweise, dass viele der Männer in diesem Hobby beim Militär waren. Und die tragen oft Camouflage.

Und du?

Ich trage es inzwischen kaum noch, höchstens noch bei der Kopfbedeckung. Früher habe ich stets Camo getragen, denn angesichts der vielen Dinge, die wir mitnehmen müssen, ist so eine Hose einfach praktisch. Aber die Leute starren einen dann an: Was macht diese Frau in den Camo-Hosen denn da, will die hier herumballern? Sie denken, du bist irgendeine Irre.

Betrachtest du das Metallsuchen als Sport?

Ich sehe es als Hobby, manche sehen es als Sport. Das ist es wohl insofern, als eine Menge Bewegung dazugehört. Normalerweise suche ich nicht an Stränden. Hier bedeutet das ja wirklich nur ein bisschen herumspazieren und Löcher graben. Stattdessen findet man mich normalerweise auf Wanderwegen, unterwegs tief in einen Wald hinein, auf der Suche nach alten Kellerlöchern oder so was. Da bricht man durchaus mal um 4 Uhr morgens auf, holt seine Freunde ab, läuft zwei, drei Meilen in den Wald. Dafür braucht man eine gute Kondition. Zudem schwingt man danach stundenlang seine Suchmaschine, und die kann schon ganz schon schwer werden. Dann kommt noch das Graben, das ist auch eine körperliche Betätigung, wenn man im Wald ist – am Strand weniger. Und wenn man das für acht bis zehn Stunden macht, ist das ein körperlich anstrengender Tag.

Das sollte sich dann besser lohnen. Was ist für dich ein guter Fund?

Alles aus Silber oder Gold natürlich. Ich mag aber auch einfach alte Münzen. Meine Lieblingsfunde waren früher Gewehrkugeln aus dem Civil War, die habe ich in Virginia gesucht. Alles mit einem historischen Wert oder einer Geschichte zieht mich an. Da findest du eine schöne, alte Münze aus dem 18. Jahrhundert und denkst: Wow, vor mehr als 200 Jahren hat jemand die fallen lassen. Dann stellst du dir vor, wie dieser Mensch wohl aussah, was er machte. Es ist einfach ein komisches Gefühl: Das hat einmal jemand verloren, und ich habe es ein paar hundert Jahre später wiedergefunden!

Vielleicht hat es nicht einmal jemand verloren. Die Münze kann doch auch einfach in einem Haus gelegen haben.

Stimmt. Ich möchte gerne mal einen Cache finden, ein altes Geldversteck. Früher haben die Leute ihr Geld nicht ungedingt zur Bank gebracht, sondern sie haben es vergraben. Es gibt Schatzsucher, die sich auf solche Geldverstecke spezialisiert haben. Ich habe noch nie eins gefunden, aber das fände ich toll!

Schatzsuche: rostiger Penny

Was wir bei meiner Einführungs-Schatzsuche am Strand gefunden haben, kannst du hier anschauen.

Mehr über Metal Detecting liest du dir natürlich am allerbesten auf Allysons Website Detecting Diva an.

Und lauter spannende Menschen kannst du in der Rubrik Menschen kennenlernen – tja, wer hätte das gedacht.