Eigentlich ist das hier die falsche Art, die Geschichte zu erzählen. Ich habe sie nämlich in erster Linie gehört. Aber eben nur ich, da gab es nichts, das ich hätte aufnehmen können. Stillspotting führt dazu, dass die Leute einen angucken wie all die anderen, die sich mit großen Hipster-Kopfhörern als Musik-Connaisseure darstellen. In Wirklichkeit aber erläuft man sich einen Stadtteil anhand von Klängen. Diesmal laufe ich dazu auf Staten Island umher und höre eine poetische Mischung aus Lebensgeschichte und Fantasie. “Telettrofono” von Justin Bennett und Matthea Harvey handelt von Antonio Meucci, der hier vor langer Zeit lebte und der wahre Erfinder des Telefons ist.

Und gerade als ich höre, wie ein Steinklavier geklungen haben mag, an dem er auch gearbeitet hat, komme ich hier vorbei:

 

 

Ich bin in Versuchung, da hinunterzuklettern und es auszuprobieren, finde aber nichts, womit ich darauf herumhämmern könnte.

 

 

Auf dem Weg zu den Salzbergen, längst hineingezogen in die Geschichte von Meuccis Frau Esterre, die wie er am Theater arbeitete und von der man sagte, sie sei eine Meerjungfrau, die ihre Liebe zum Klang über Wasser getrieben hatte, komme ich an verlassenen Gebäuden vorbei.

 

 

 

Später, in historischen Wohngegenden in St. George, frage ich mich unweigerlich, wie denn wohl die Hütte ausgesehen haben mag, in der die Meuccis gewohnt haben. Heute haben manche Bewohner Obama-Wahlplakate am Fenster oder “Raus aus Afghanistan”-Schilder auf dem Rasen.

 

 

Dann sagt die Stimme in meinen Ohren, ich solle die Straßenseite wechseln – und schon rauscht und zischt es. Über mir sind Telefonleitungen.

 

 

Und ganz zum Schluss, als Esterre schon furchtbar krank ist und keine Geräusche mehr ertragen kann, darf ich ins dunkle St. George Theater.

 

 

Mit einer dicken Taschenlampe bringt mich eine ehrenamtliche Helferin hinauf in die oberen Ränge. Dort schaue ich hinunter auf die dunkle, verlassene Bühne und lausche dem Ende der Geschichte. Und den Wellen. Und dann ist nur noch Stille.