Optimist oder Pessimist? Um die Neigung festzustellen, kann man überall auf der Welt ein Glas mit etwas Flüssigkeit auf den Tresen stellen. In New York kann man auch die Besonderheiten der Stadt herbeizitieren und fragen: Haben Sie hier viel zu erleben oder viel zu verpassen?

Manchmal schaffe ich es, eine Ausstellung, deren Eröffnung ich verpasst habe, kurz vor Schluss doch noch zu sehen. Manchmal stelle ich fest, dass ich zu spät dran bin. Doch jetzt finde ich, das Verpassen hat seinen Sinn.

Das ist kein Kinosessel, sondern ein Schaukelstuhl. Er steht auf einer Truhe. Kurz nachdem ich da hinaufgeklettert bin, kommt Rachel, die den Abend leitet, und erklärt mich erleichtert zu einer verantwortungsbewussten Person. Sie hatte sich schon Sorgen gemacht, wie sie einem Kind erklären sollte, dass es da nicht sitzen darf, weil das zu gefährlich ist. Und sonst hatte sich bisher niemand getraut, sich einfach mal zu setzen. So kann ich schaukeln, habe beste Sicht und den abgefahrensten Kinoplatz, den ich je hatte, als ich einen Film sehe, den ich so was von verpasst habe, dass “zu spät dran” schon gar nicht mehr der richtige Ausdruck ist.

“Gasland” von Josh Fox hat schließlich schon letztes Jahr beim Sundance Festival die Jury beeindruckt und ist vor einem halben Jahr (zur Freude einer gewissen Branche) an einem Doku-Oscar vorbeigeschrammt. Und jetzt erst sehe ich brennendes Wasser. Da muss ich doch glatt noch mal überdenken, ob ich mein Glas wirklich halbvoll haben will.