Auf dem Rückweg vom Klo fällt der Typ mir auf. Er hat den Oberkörper blank gezogen, zeigt seine Tätowierungen, der Schädel ist kurzrasiert, der Körper athletisch. Auf einer Hardcore-Punk-Show hätte er viele Freunde. Aber das hier ist keine Hardcore-Punk-Show. Eben habe ich The Whigs und den grandiosen Lee Fields gesehen, jetzt nutze ich die Pinkelpause, bevor The Black Keys auf die Bühne kommen. Ich weiche dem Typen großräumig aus, denn er verhält sich merkwürdig. Er reibt sich den Schädel, reißt den Mund auf, breitet die Arme aus – ich möchte nicht wissen, unter wessen Einfluss er steht. Aber ich bin ja zur Toilette im ersten Stock (zunehmend verwirrt mich das übrigens; hier heißt das second floor) gelaufen, und das Konzert sehe ich mir ganz unten an.

Was für ein Spaß, die Black Keys spielen heute Nacht ihre zweite Show, vorher traten sie schon bei ungefähr 33 Grad im Central Park auf, und sie drehen so richtig auf. Es ist rappelvoll, immer wieder verstellt mir jemand die Sicht, immer wieder verlagere ich meinen Platz ein wenig, damit ich die beiden Musiker (und zeitweise ihre Verstärkung) sehen kann. Dann sehe ich ihn. Der Typ von eben taucht ca. drei Leute vor mir auf. Er hat sich zu uns gedreht, singt nicht mit, aber verzieht das Gesicht, dann dreht er sich zwar wieder um, streckt aber die Arme aus, läuft hin und her, ich weiche zurück, weil ich weiß, was jetzt kommt. Und tatsächlich. Die drei Reihen vor mir lichten sich. Der Typ läuft im Kreis, sein Körper schießt hierhin und dorthin. Er lässt sich auf den Boden fallen, ringt mit sich selbst, am Ende liegt er auf dem Rücken und tritt in alle Richtungen.

“He’s a one man moshpit”, sagt jemand. Und damit schafft der Typ Platz, wo man es nicht für möglich hielt in der dichtgedrängten Menschenmenge. Für eine Weile kann ich richtig gut sehen.