Patti Smith schläft in Rockaway

Schwer zu fassen, was die Faszination verlassener Häuser ausmacht. In New York haben sich mehrere Fotografen darauf spezialisiert, mit der passenden Schutzkleidung in leerstehende Gebäude zu schleichen (wie etwa Nathan Kensinger) oder das Verschwinden zu dokumentieren (wie etwa Jeremiah Moss mit seinem Blog Vanishing New York).

Diese kaputten Fensterscheiben habe ich mir aber nicht erschlichen. Die ehemalige Reparaturhalle für Lokomotiven in der verlassenen Militärstation Fort Tilden steht in diesem Sommer ganz offiziell Besuchern offen: Sie gehört zur Ausstellung “Rockaway!” und liegt hinter einem Gebäude mit Fotografien der Musikerin und Autorin Patti Smith.

“Aber Vorsicht, da wuchert überall Poison Ivy”, warnen die Ausstellungshelferinnen über den Weg in die Halle. Die giftigen Pflanzen lösen bei Hautkontakt einen fiesen Ausschlag aus.

Über dieses Gerümpel muss ich nicht klettern, um mir anschauen zu können, was Patti Smith hier gebaut hat. Aber es liegt überall etwas herum. Kinostühle, Stahlbalken, halb verrottete Spanplatten, eine verbeulte Autotür, auf der noch der “U. S. Air Force”-Schriftzug zu lesen ist.

Aber in der Mitte ist Platz für “Resilience of the Dreamer”.

Das Bett mit dem goldenen Rahmen und den meterhohen Vorhängen darf den ganzen Sommer über langsam tun, was Möbel unter dem Einfluss von Wind und Wetter tun: verrotten. Das kennen die Menschen in Rockaway nur zu gut – die Folgen des Supersturms Sandy sieht man in dieser Gegend noch an vielen Stellen.

Auch der Strand von Fort Tilden war nach dem Sturm verwüstet – wenn das mal kein irreführender Begriff ist im Zusammenhang mit einem Sandstrand. Zwei Jahre lang geschlossen war jedenfalls dieser Strand, der anders als die “offiziellen” Strände dieser Halbinsel, etwa Rockaway Beach und Jacob Riis Park, ohne Lifeguards daherkommt, auch ohne Strandbar und Toiletten (und damit ein Liebling von Menschen, die Freiheit lieben und dafür auch gern auf Komfort verzichten).

Aber mit der Ausstellung “Rockaway!”, deren Teil diese Installation von Patti Smith ist, öffnete Fort Tilden auch wieder für Strandfreunde. Selbstverständlich findet sich auch dort draußen ein Bett, das den Naturgewalten überlassen bleibt.