Ich schaue auf ein Stück Natur in New York und denke an Krawattenverweigerer im Himmel. Das ist Rock’n’Roll, Leute! In diesem Falle ein Song namens “Nowhere”, also nirgendwo. Therapy? So heißt die Band, Mensch. Inklusive Fragezeichen, das machten die damals so. Und sangen zigmal die Zeile “going nowhere”. Schon klar, wo sie das Video zum Song gedreht haben, nech?

Heaven kicked you out

You wouldn’t wear a tie

Staring at some pictures by yourself

At something that you want to have but will never get

Going nowhere

Der Beginn des Songs erinnert mich heute irgendwie an Instagram: Schöne Bilder gemacht, sieht alles ganz toll aus und ist so gar nicht das wahre Leben. Und da kommen wir zum Moment des Tages: Loslassen. Wann seid ihr das letzte Mal einfach so drauflosgelaufen, nach nirgendwo (mit oder ohne Beweisfotos)?

Ich gehe gezielt hierhin und dorthin, um über Menschen, Ideen oder seltsame Dinge zu berichten, und manchmal gehe ich auch an Orte, die ich “privat” meide wie eine Katze das Planschbecken, von denen ich aber weiß: Andere Leute wollen das sehen oder verbinden genau das und nur das mit New York. Da muss ich ab und zu mal mitmischen, allein schon, damit Too Cool For School mir nicht die Herzensbildung versaut.

Wohin der Weg nach Nirgendwo in New York führt

Aber ich erlaufe mir New York auch oft – und bewusst – ohne Ziel. Das kann ich wärmstens empfehlen, weil ich dabei nämlich keineswegs im Nirgendwo lande. Da lasse ich mich treiben, treffe immer wieder eine Entscheidung – links, rechts, geradeaus oder lieber umdrehen – und erfahre dabei auch immer wieder, dass ich selbige einfach rückgängig machen kann – im Wortsinn, hehehe. Du kannst jederzeit einen anderen Weg gehen. Ach so!

Das setzt etwas in Gang, für das mir ein Wort fehlt. Freiheit. Inspiration. Offenheit. Und dann entdecke ich Dinge. Manchmal in mir, manchmal draußen. Mal wird so ein Nirgendwohin-Streifzug zur Fotosafari, mal bleibt das Bildtelefon in der Tasche, weil ich in Gedanken versunken bin.

Go Nowhere in Manhattan Nirgendwo

Dieses Bild habe ich auf einem meiner neuesten Streifzüge durch New York gemacht. Es gehört zu einem Kunstprojekt von 2011: “Nowhere in Manhattan” von Matthew Jensen zeigt Orte auf der Insel, an denen die Stadt verschwindet. Und an dieser Wand steht darunter gleich noch die passende Erinnerung für alle, die sich grad mal wieder in abzuhakenden Listen verloren haben.