Heiße Schokolade? Ich weiß ja nicht.

Es ist noch nicht einmal März, und mir ist heiß. Eigentlich ist das ganz normal. In New Yorker Altbauten bullern die Heizungen unregulierbar vor sich hin, zischend, pfeifend und klonkend schicken sie heißen Dampf durch Altmetall. Aber jetzt ist es so schreckensstill wie immer im ersten Moment, nachdem unser Präsident etwas unterschrieben hat.

20 Grad? Draußen? Jetzt schon?

Klar, die neue Regierung hat genug Schlagzeilen produziert, dass es locker Juni sein könnte, ohne dass Zeit dafür gewesen wäre, nebenbei irgendetwas anderes mitzukriegen, die Garderobe zu wechseln oder Heuschnupfen zu kriegen.

Aber es ist erst Februar. Und ich gönne mir jetzt eine Pause. Ganz zeitgeistgemäß gestaltet sie sich absurd.

Heiße Schokolade im Februar bei der City Bakery in New York

Jedes Jahr aufs Neue versüßt die City Bakery den Moment, in dem viele New Yorker den Winter so richtig satthaben – und den meist kältesten Monat des Jahres – mit Schokolade. “Hot Chocolate Festival” nennt das Café das dann, und das bedeutet: An jedem Tag im Februar gibt es eine andere Art von Kakao. “Ode to the Polar Bear” zum Beispiel. Oder “White Chocolate and Lemon”.

Am Tresen frage ich, welche Sorte heiße Schokolade denn heute an der Reihe ist. “Banana Peel”, sagt die Frau mit dem langen, hygienisch aus dem Weg gehaltenen Zopf, und ich sage: “Nehm ich, für hier.” Erst mal fällt mir gar nichts auf.

Ich setze mich ans Fenster, gucke auf geparkte Autos und probiere. Bitter, süß, und definitiv bananig. Wie die das wohl machen?

Kakao Pause in Manhattan

Dann fällt mir ein, dass mir mal jemand weismachen wollte, sein Cousin würde die Fasern aus Bananenschalen ziehen und sie rauchen. Ich glaubte ihm nicht, und den Beweis wollte er auch nicht antreten, er sagte, davon könne einem schon ganz schön schlecht werden.

Und jetzt frage ich mich auf einmal, was denn bitte eigentlich Bananenschalenkakao sein soll und wie die den herstellen und ob die Bananen wohl gespritzt waren, also außen an den Schalen irgendwelches Zeug hing und ob das jetzt in meinem Kakao schwimmt und wieso eigentlich jeder da draußen ein Telefon am Ohr hat und dass ich Montag auch wieder am Telefon hänge und Politiker höflich bitte, ihre Arbeit zu tun, und dann in den Nachrichten lese, dass die sich nicht mehr unter die Leute, also ihre Wählerinnen, trauen, weil die ihnen immer sagen, was sie wollen, was meistens nicht das ist, was der Präsident gerade tweetet.

Das hätte ich bestimmt auch alles ohne Bananenschale (mit potenziellem Insektengift) gedacht. Auf der letzten Kakaopfütze in der Tasse schwimmen immer noch Blasen. Sie schillern. Und ich merke: Ich habe wirklich Pause gemacht.

Hot Chocolate Festival bei der City Bakery in New York

Wenn ihr schnell noch mittrinken wollt: Bis zum 28. Februar läuft das diesjährige Hot Chocolate Festival bei der City Bakery, 3 West 18th Street (nahe Union Square), Manhattan, Details auf der Website.