Damian Ortega Graffiti

Huch! Hat da doch am Rand der High Line wer was an die Wand gekritzelt? Ohne dass die Parkwächter das bemerkt haben, die sonst so wachsam sind (das könnt ihr hier nachlesen)?

Ach nee doch nicht. Das habe ich nur so fotografiert, dass es danach aussieht. Ich zeige euch mal noch eins dieser Graffiti, dann seht ihr klarer:

Graffiti von Damian Ortega

Der mexikanische Künstler Damián Ortega – der übrigens sieben Jahre lang in Berlin lebte – hat für eine Outdoor-Gruppenausstellung namens “Panorama” diese “Graffiti” nach New York gebracht. Bis zum Frühjahr bleibt es dort, und dann kommt keine Putzkolonne, sondern irgendwer mit Schraubenzieher (glaube ich jedenfalls; die werden doch wohl kein Schweißgerät brauchen?). Diese Schriftzüge sind schließlich aus Metall.

Lange ist es her, seit Graffiti den Weg ins Establishment fand. Gesucht haben die Spraydosenvirtuosen diesen Weg nicht unbedingt. Prompt gehen auch längst nicht alle Erdbewohner vor Ehrfurcht in die Knie, wenn da wer was an die Wand schreibt.

Ist euch schon mal aufgefallen, dass fast niemand mehr Graffiti sagt?

Meist entdecke ich auch bei denjenigen, die Graffiti zumindest irgendwie cool finden, eine klare Trennung: Kann man was erkennen (oder ist es zumindest schön bunt und groß), dann darf es in die Kunst-Schublade. Das andere … ist Schmiererei. Am besten nennen wir das auch so. Oder Tagging. Und das für künstlerisch wertvoll Befundene darf Streetart heißen.

Deshalb will aber noch lange nicht jeder dieser Künstler nur noch Galeriewände und Ladenfassaden zieren. Doch auch in New York verstößt das freimütige Treiben mit der Spraydose gegen das Gesetz.

Neulich erst erfuhr ich von einem Typografie-Liebhaber und Graffiti-Unterstützer der ersten Stunde, dass die New Yorker Polizei eine Spezialeinheit hat, die Informationen über Wandmalerei sammelt. Und diese Polizisten sprechen noch von Graffiti.

Tatsächlich: Die Citywide Vandals Task Force füttert eine Graffiti Offender Data Base mit allem, was den Mitgliedern der Einheit auf Patrouille auffällt und was andere Abteilungen der Polizei melden. Die Spezialeinheit studiert die Schriftzüge, mit denen die Graffiti-Schreiber sich einen Namen in der Szene machen – und die deshalb eindeutig zuzuordnen sind.

Wird dann jemand mit Filzstift oder Spraydose erwischt, gleichen die Beamten seinen “Tag” mit ihrer Datenbank ab – und sorgen so dafür, dass er vor Gericht nicht nur für das geradestehen muss, wobei er erwischt wurde, sondern für alle anderen Graffiti, die demzufolge aus seiner Hand stammen.

 

Zum Schluss noch 3 Lesetipps:

Hier gibt es mehr über die offizielle New Yorker Graffiti-Politik.

Legale Graffiti findet ihr auf einem Schulhof in East Harlem: Er beherbergt die Graffiti Hall of Fame. Über einen Rundgang dort schrieb ich 2011.

Wenn ihr mehr über Damián Ortega wissen möchtet: Emily Gogolak hat den Künstler letztes Jahr für den “New Yorker” in Mexiko besucht und ein tolles Porträt geschrieben.