In manchen unangenehmen Momenten, wenn ich krank bin nämlich, beschleicht mich der Verdacht, dass es in New York nur zwei Arten von Arztpraxen gibt. Die einen sind supermodern und voll technisch ausgestattet (inklusive iPads statt Zeitschriften im Wartezimmer), und die anderen sind auf dem ästhetischen Olymp der 70er oder 80er Jahre stehen geblieben (inklusive Staubresten, aber das ist nun wirklich ein böser Gedanke).

Und jetzt kommt er ins Spiel: mein Zahnarzt. Ich habe ihn heimlich Mitmach-Zahnarzt getauft, weil er keine Sprechstundenhilfe hat und ich deshalb diesen Absauge-Schlauch für die ganze Spucke selber festhalte, wenn es nötig ist. Anfangs hat mir das Angst gemacht, aber es funktioniert: Erstens weiß ich ja nun mal am besten, wo sich grad das Wasser sammelt, und zweitens bin ich auf diese Weise mit etwas beschäftigt, auf das ich mich etwas konzentrieren muss. Mal abgesehen davon, dass der Herr Doktor, der weiß, dass ich eine Schissbuxe bin, mir für die andere Hand immer ein kleines Stofftierchen gibt. Er sagt nein, nein, das ist nicht albern, das hilft.

Und jetzt erst fällt es mir auf. Das Schild. Ich war schon ein paar Mal hier, aber ich könnte schwören, ich habe es noch nie gesehen. Es hängt auf dem Weg vom Wartezimmer (ohne iPad) zum Behandlungsraum. Um ganz sicherzugehen, dass die Betäubung mir da nicht etwa die Sinne vernebelt hat, mache ich beim Rausgehen ein Foto.

 

Wir behandeln Feiglinge

(“Wir behandeln Feiglinge”)