Geld abgeben oder ausgeben?

Flohmärkte gibt es in New York das ganze Jahr über. Viele davon haben dann zumindest einen Teil, der in einem Zelt oder Gebäude stattfindet. So richtig gut getroffen aber haben es die Händler des Brooklyn Flea. Im Winter verzichten die Veranstalter komplett auf den Samstagsstandort in Fort Greene – und laden das ganze Wochenende lang ein, in das gut sichtbare Gebäude mit der Uhr zu gehen. Es ist die ehemalige Williamsburg Savings Bank. Vor einigen Jahren wurde sie in eins dieser Hochhäuser mit Eigentumswohnungen umgewandelt und heißt jetzt nach seiner Adresse One Hanson Place, aber…

Vorsicht, Kunst!

“Ja, das war ein guter Deal”, sagt die Frau zu ihrem Begleiter, als sie mich überholt. “Und weißt du was? Ich habe gleich vier für mich selbst gekauft.” Ich fürchte, sie redet nicht von Kinkerlitzchen. Von der Armory Arts Week bleiben mir aber zwei ganz andere Dinge im Sinn. Erstens: Die Schilder auf der Independent. Immer mal wieder hängen oder liegen da Zettel, auf denen so etwas steht wie: “Das hier ist ein Kunstwerk. Bitte nicht dran anlehnen.” Oder “Bitte nicht drauftreten!” So ist das eben, wenn keine Samtseile den Pöbel vom Kostbaren trennen.  Man…

New … Orleans?

Wieder einmal erkläre ich einem Amerikaner, dass es auch in Deutschland Mentalitätsunterschiede gibt. Diesem hier muss ich es streng genommen gar nicht erklären, sondern ihn daran erinnern. Justin ist zwar ein waschechter New Yorker, also einer von denen, die immer schon hier gelebt haben. Aber er ist herumgekommen in der Welt. Wir stehen nachmittags in einer Kneipe. In einem Café wäre es viel zu laut gewesen für ein Interview. Hier haben wir unsere Ruhe. Im Hintergrund läuft Slayer. In Sachen Mentalität sage ich also: “Das ist so, als würde dir hier jemand mit Sachen aus,…

Moment mal: Dosenfutter

Früher vielleicht hat man zu abscheulichem Essen gesagt: Das schmeckt wie Hundefutter. Heute verkaufen zwei Damen in Red Hook Gourmet-Hundefutter, frisch zubereitet und nicht in Dosen, sondern in Gefriertüten feilgeboten. Mit ihrer Geschäftsidee sind sie ins Fernsehen gekommen, weil sie so vehement behaupten, ihr Hundefutter sei total gesund und lecker – so lecker, dass sie es diesen Monat täglich selbst essen werden. Vor laufender Kamera, damit das Internet endlich mal als Beweismittel durchgeht. Prompt hat gestern der Stream gestreikt. Aber jetzt geht’s. Man mag mir vorwerfen, dass ich ja bloß keine Hunde mag. Aber ich…

Sitzenbleiber

Heute wolle er mal im Stehen lesen, sagt Sam Lipsyte. Weil heute die Taschenbuchpremiere seines dritten Romans “The Ask” stattfindet, wird er drei Stückchen daraus vorlesen. Er hätte so eine Neigung, sich bei Lesungen über sein Buch zu beugen, die Augen zusammenzukneifen und so fort. Deshalb liest er heute im Stehen. Nicht aus dem Taschenbuch, sondern aus einer Großschrift-Fassung. Ich glaube nicht, dass das ein Experiment ist. Schließlich hat der Autor auch das Hörbuch selbst gelesen – dabei hat er doch bestimmt auch gestanden. Mir kommt jemand anders beim Nachfragen zuvor: Ob Lipsyte glaube, dass…

Drachen im Schwarzwald von Chinatown

Es ist eine Rolle aus Kirschen, Sahne und einem Schokoladenteig von brotartiger Konsistenz. So kann man Schwarzwälder Kirsch auch interpretieren. Und diesen Black Forest Cake esse ich in einer weiteren asiatischen Bäckerei.   Der Laden heißt Dragon Land, und erst nachdem ich Platz genommen habe, sehe ich die Tische mit Aquarium im Sockel neben mir. Ich bin ein bisschen neidisch. Dann fällt mein Blick auf ein Schild an der Wand. Rauchen ist hier verboten, steht da, und der Verzehr mitgebrachter Speisen. Außerdem seien die Stühle nur für Gäste – und auch das für nicht länger…

Wie man einen Oscar bekommt

Da reden sie alle von Hollywood, aber die Oscars stehen doch in Midtown. Im Hauptbahnhof von New York kriegt jeder, der will, einen Oscar. Dafür muss man können, worin New Yorker spitze sind: Schlange stehen. Man stellt sich da also an, wartet ein bisschen, und dann darf man rein, sich ein paar historische Trophäen anschauen und einen echten Oscar halten, dabei wird man natürlich auch fotografiert. Ich frage mich, wie die das Ding dann rechtzeitig zur Verleihung nach Los Angeles kriegen. Andererseits: Wir sind denen ja drei Stunden in der Zeit voraus, und die Feier…