Moment mal: Wunschzettel

Heute ist National Believe Day. Naiv glaube ich erst, das sei ein Melting-Pot-Gebräu, bei dem all die Gläubigen mal für einen Tag aufhören, sich darum zu streiten, wer den echteren Gott habe. Aber einen solchen Tag gibt es nicht. Es ist aber auch keine Kampagne der christlichen Fundamentalisten in den USA. Keine Gemeinde, sondern ein Kaufhaus hat den 10. Dezember zum National Believe Day erklärt. Er soll der “Großzügigkeit und dem Geist der Feiertagssaison” Tribut zollen, sprich: Geld für einen guten Zweck einbringen. Dazu soll man einen frankierten Brief, adressiert an “Santa at the North…

Jack the Dripper

“Ist einer von Ihnen hingegangen, Downtown?” Ja, man kann eine Menge wissen über Künstler wie Jackson Pollock, Robert Rauschenberg, Andy Warhol und Claes Oldenburg. Und man kann auch gut darüber diskutieren, wie viele spannende Entwicklungen der Kunstwelt ihrer Zeit aus New York stammen. Aber nur hier fragt wohl auch jemand ganz ernsthaft, ob man selbst hingegangen ist, wenn ein Foto auf der Leinwand “The Store” von Claes Oldenburg zeigt (fast 40 Jahre ist es her, dass er den auf der Lower East Side “eröffnet” hat, und heute mausert sich die Gegend  zur New Yorker Galeriemeile…

Schilderwald 2: Glanzleistung

Die Bänke im Central Park erzählen Geschichten. Beim letzten Mal bin ich auf ein paar Geheimnisse gestoßen. Heute sehe ich, was New Yorker so alles erreichen in ihrem Leben – zumindest in den Augen derjenigen, die in ihrem Namen eine Bankpatenschaft kaufen. Errungenschaften sind aber auch ein Thema für die weisen Sprüche, die einige der Bänke zieren. Der Philosoph Ralph Waldo Emerson scheint besonders gut in die Natur hier zu passen. Der Central Park ist groß genug, um das Thema auch von einer ganz anderen Seite zu betrachten: Der schnelle, scharfe Witz dieser Plakette könnte…

Moment mal: Kunstabfall

Was passiert eigentlich mit dem Material, aus dem temporäre Installationen gebaut sind? Mike und Doug Starn wussten nicht, was später aus dem ganzen Bambusholz werden soll, das sie ein halbes Jahr lang auf der Dachterrasse des Metropolitan Museum of Art zusammenbinden wollten. Jetzt ist die Zeit für “Big Bambú” gekommen, neben dem Museum steht ein Kran, und viele Helfer bringen über 8000 Bambusstöcke in Transportform. Ein Teil der Hölzer wird noch tiefer sinken als nur auf den Rasen. Der Umweltwissenschaftler und Austernzüchter Jules Opton-Himmel möchte daran die Körbe mit seinen Muscheln befestigen. Er hatte davon…

Der Club der Wollweiber

Bei denen mit der Wolle muss man aufpassen, das kenne ich vom Flohmarkt. Und auch hier fragt die Frau hinter dem Stand: “Are you a knitter?” (auf Deutsch würde man am ehesten “Stricken Sie?” fragen), aber es klingt wie “Are you a quitter?” (was, je nach Tonfall, Schwanzeinkneifer, Drückeberger oder Versager heißen kann). Die Stricklieseln von New York lassen ihr Hobby immer so ein bisschen nach Geheimbund aussehen. Weil ich stricken kann, ernte ich ein wissendes Nicken, bevor man mir in der Regel dann Stricknadeln für 30 Dollar (mit handgemachter Verzierung am Ende) oder Wolle…

Holzapfel

Ich dachte, Edna Krabapple sei einfach bloß ein lustig klingender Name. Aber die Grundschullehrerin bei den Simpsons ist nach diesen Früchten hier benannt: Crabapples sind mit den Kultur-Apfeln verwandt, und ich lerne, dass sie auch Äpfel heißen dürfen, wenn sie denn einen größeren Durchmesser als zwei Inches (also etwa fünf Zentimeter) haben. Diese hier sind viel kleiner, harren aber dafür bis in den Winter hinein am Ast aus (jedenfalls bei dieser Sorte). Die Blüten dieses Bäumchens sehen wohl  auch ganz herzallerliebst aus. Aber im Frühling kann ja jeder Strauch mit irgendetwas prunken. Im Spätherbst wird…

Schießbudenfiguren

Einer dieser Fische gehört mir. Ich habe tatsächlich einen Tischtennisball in eins der Gläser geworfen, und nun bekomme ich einen Goldfisch. Oder ein Stofftier. Ich überlege kurz, ob ich auf diese Weise wenigstens eins der Tiere erlösen soll, aber draußen ist es verdammt kalt, und ich bezweifle, dass so ein Fisch im Glas das Geschwappe auf dem Weg zur U-Bahn überlebt. Also nehme ich ein Stoff-Seepferdchen (mit Ohren!). Natürlich sieht es nur so aus, als würde man da Fischen einen Ball auf den Kopf ploppen lassen. Nur die Gläser in der ersten Reihe sind gefüllt,…