Kein Happy End

Ich bin nicht die Einzige mit dieser Angewohnheit. Der Fahrstuhl ist recht voll, als ich in den obersten Stock des Guggenheim Museums fahre, um danach die Spirale hinab zu laufen – und die Ausstellung in umgekehrter Reihenfolge anzuschauen.  Und das habe ich jetzt davon: “Chaos & Classicism” endet mit “The Dark Side of Classicism”, wo unter anderem Ausschnitte aus Leni Riefenstahls “Olympia” gezeigt werden. Ein paar Umdrehungen später schaut mir aus einem Gemälde ein Mann entgegen, er kauert hinter einer Matratze und fummelt an seiner Waffe herum, während zwei weitere Männer hinter ihm Gewehre über…

Schraubenzieher

Ich bin mit einer Wirtschaftskorrespondentin auf einen Feierabend-Drink zur Happy Hour in der Rodeo Bar verabredet. Ihr Zug hat recht viel Verspätung, also setze ich mich erst mal allein an die Bar. Nach einer Weile sagt der Mann neben mir: “Ich bin eigentlich nicht politisch korrekt, aber die Kleidung dieser Mädchen ist sexistisch.” Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn recht verstanden habe, und frage nach, ob er gerade “sexy” oder “sexistisch” gesagt hat. Aber ich habe das schon richtig verstanden. Kurz zuvor war ein Grüppchen durch den Eingang hinter uns getreten, aufgemacht wie…

Harte Schale

Nein, ich habe nicht begonnen, mir Filetspitzen in die Nudeln zu schnetzeln. Es sind auch keine Waldpilze – von der Saison her käme es diesem Gericht aber näher. Püriert in der Sauce, geröstet obenauf schmeckt mir hier gleich Kürbis. Den mag ich sehr gerne; seine harte Schale dagegen mag ich nicht, und viele Sorten müssen nun einmal geschält werden. Deshalb bin ich entzückt, dass es bei der Einladung zum Essen heißt: Es gibt Kürbis. So kurz vor Halloween ist er hier allgegenwärtig – kleine Zierkürbisse bieten sogar die Delis an, die sich ansonsten mit frischem…

Die aktuellen Farben

Meine alte und meine neue Heimat haben einiges gemeinsam. Zum Beispiel sagen Besucher hüben wie drüben in überraschtem Ton: Hier gibt es ja richtig viel Grün! Das Ruhrgebiet halten Nichteingeweihte immer noch für kohlrabenschwarz, obwohl die Zechen schon seit Jahrzehnten dicht sind. Und New York stellen sie sich in wolkenkratzerstahlgrau vor. Dabei gibt es hier 5,2 Millionen Bäume (ungefähr so viele Menschen leben im Ruhrgebiet), und rund 24.000 davon sollen im Central Park stehen. Ich frage mich, wer die alle zählt. Im Moment aber behalten die Klischees recht: Grün ist schwerlich zu finden. Die Bäume…

Moment mal: Kein Ja zur Kunst

Seit der Eröffung des New Museum hängt es an dessen Fassade. Und jetzt kommt es weg. Man könnte das als Zeichen dafür interpretieren, dass die Jasager-Zeiten vorbei sind. Jetzt werden andere Saiten aufgezogen, hat mein Vater immer so gerne gesagt (und dann ist doch nichts Schlimmes passiert). Welches strenge Regiment wird also dem begeisterten Ja folgen, wenn die Installation von Ugo Rondinone abmontiert ist? Eine Rose. Die acht Meter lange “Rose II” von Isa Genzken. Die Künstlerin ist derzeit im Palais de Tokyo in Paris an einer Gruppenausstellungbeteiligt – Titel: “Fresh Hell” .

Reich geerbt

Es gibt kein eindeutiges deutsches Wort dafür. Alte Sorten käme noch am ehesten hin. Aber ich schätze mal, der Trend wird irgendwann ankommen, und dann weiß man auch in Deutschland, was Heirloom Tomatoes sind. Hier ist die Saison jetzt fast vorbei, die letzten paar gibt es noch, heute, vielleicht nächste Woche, dann war es das. Grüne Brat-Tomaten, pflaumenförmige hellrote, dicke gelbe, tief gefurchte rote – das ist nur eine kleine Auswahl der Tomatensorten, die in New York angesagt sind. Ihre Namen gefallen mir mindestens so gut wie die von ihren Kollegen, den Kartoffeln (Early Manly!):…

Gelb oder weiß?

Das ist mal etwas anderes. Eigelb (eggyolk) gehört in gewisser Weise zu den Underdogs, den ungeliebten Minderheiten. Zwar braucht man es für ein anständiges Spiegelei, das hier so schön poetisch “sunny side up” heißt. Aber die meisten Leute, mit denen ich spreche, ziehen beim Eigelb eine Grenze, weil sie sich Sorgen um ihren Cholesterinspiegel machen. Auch wenn sie Maisbrot für eine gesunde Gemüsebeilage halten und fettes Fleisch in sich hineinschaufeln. Irgendwo muss der Feind ja stecken. Deshalb stellt es in New York nur selten ein Problem dar, wenn man etwa ein Omelett ohne Eigelb bestellt,…