Oh, wie ich diese Jahreszeit in New York mag. Der offizielle Sommer fängt am Memorial Day an. Vorher wird es auch schon warm, aber das zählt nicht für die Massen. Es ist Vorsaison. Und da mache ich besonders gern etwas, das Touristen überhaupt nicht mit New York verbinden: Ich fahre an den Strand.

Offenbar sind die Wolkenkratzer so mächtig, dass man leicht vergisst: New York liegt am Meer. Manhattan ist eine Insel, zwar nur in einem Fluss. Aber es gibt ja noch andere Stadtteile. Und viele schöne Strände, und wir reden jetzt nicht von den schicken Hamptons. Dieser Strand hier ist in Far Rockaway, weit draußen in Queens, und wenn der Wind entsprechend steht, sieht man hier Flugzeuge den JFK-Airport anpeilen. Sonst ist nichts los. Die Lebensretter schieben erst ab Ende Mai (Memorial Day, wie gesagt) Dienst, und dann erst kommen die Schwimmer.

Was aber nicht heißen soll, dass aus dem Meer nichts angeschwommen kommt. Ich arbeite an einer Fotoserie mit Treibgut, und zu meinen heutigen Funden zählen eine total verbeulte Plastikflasche und der merkwürdig zerschredderte Boden einer Dose. Und dieses possierliche Tierchen.

Ein paar Fliegen surren drumherum, und ich denke, tja, es waren halt noch keine Lifeguards zur Stelle. Ich gehe näher ran. Aber dann bewegt sich das Tier auf einmal, bläst sich auf und fällt in sich zusammen, als hätte es entnervt geseufzt. Es sieht nicht freundlich aus. Ich trau dem Ding nicht. Später sehe ich eines, das gerade angeschwemmt wird und dabei auf den Rücken trudelt. Ganz schön viele Beine oder Arme oder Stacheln oder was auch immer kribbeln da die Luft. Ich wünschte, die Lebensretter wären schon da, damit ich die fragen könnte, was das denn bitte für ein Wesen ist – und ob es den Strandaufenthalt normalerweise überlebt.