Ich pochier dich gleich, du Eierkopp. – Wieso das denn? – Du hast geguckt. – Ey, du da hinten: Geh uns nicht auf die Eier.

So ungefähr schallt es durch New Yorker Küchen, nur dass es kein Mensch hört, weil Menschen gar nicht mitkriegen, wie rau der Umgangston zwischen Küchengeräten und Lebensmitteln dieser Tage ausfällt. Eier haben da aus gleich zwei Gründen nichts zu lachen: Es gibt viele Redensarten, mit denen Töpfe und Messer ihre Drohgebärden würzen können – die haben diesen Text redigiert – und jede Menge Gerichte, für die man ein Ei schlagen muss (sic!).

Breakfast und Brunch kommen ohne Eier schwerlich aus.

Deshalb ist zu den New Yorkern vorgedrungen, was Landeier aus eigener Anschauung wissen: Die Hühner sind krank. Die Vogelgrippe hat den Eierfarmern im Mittleren Westen rund 30 Millionen Hennen aus den Legebatterien gehauen. Das wirkt sich inzwischen so stark auf die Eierpreise aus, dass manche Restaurants Warnhinweise geben: Alles mit Ei kostet jetzt 50 Cent mehr.

New York isst Eier (jede Menge!)

Speisekarten und Essgewohnheiten hat das Vogelsterben aber noch nicht verändert. French Toast wird weiterhin erst mal in Ei gewendet, ehe er auf den Rost kommt. Omelette, Sunny Side Up (Spiegelei) und Pfannkuchen flutschen vom Teflon, als gäbe es kein Mittagessen, und eine Brunch-Karte ohne Eggs Benedict hat auch noch niemand gesichtet. Wohl aber Gerichte, die nicht das Gelbe vom Ei sind. Whites heißen die dann, und sie sind oft ganz gerührt.

Aufs Brot gehören Eier natürlich auch. Butterbrote haben in Amerika einen Deckel, damit lassen sie sich dicker belegen. Steak & Egg-, Bacon-Egg-and-Cheese-, Avocado-Egg-Sandwich: New Yorker sind Auswahl gewohnt, und den Eiermann lassen sie nicht zweimal klingeln.

“Two eggs, any style” verspricht die Speisekarte selbst in der Bodega um die Ecke. So richtig ernst nehmen sie diese Formulierung aber im Egg Shop. Da stapeln sie nicht nur Zutaten aufs Brot, die bisher wenige Berührungspunkte hatten (Aioli und Chili auf dem Steak & Egg), sondern sie eiern auch in die Schüssel.

Spandex Bowl im Egg Shop

Unter diesem fröhlichen Durcheinander namens Spandex versteckt sich mit Miso gemischtes Quinoa (rot, versteht sich), die Möhrenstreifen sind lecker eingelegt, und in der Avocadomulde hat sich Tamari gesammelt.

Das Ei ist übrigens pochiert. Keine Ahnung, was es angestellt hatte.

 

Du hast Ei im Gesicht. Echt jetzt.

Egg Shop, 151 Elizabeth Street.