Ganz brav stehen wir hier an, nur um ganz kurz über den roten Teppich zu schreiten.

Und dann dürfen wir an den Tisch treten, einander gegenüber, uns in die Augen schauen, die feierlichen Worte sprechen und den rituellen Tausch vornehmen. Reggie und ich kennen uns erst seit ungefähr einer halben Stunde. Man muss ja nicht gleich heiraten, wir haben keine Ringe getauscht. Aber die Schlüssel. Nicht die zu unseren Wohnungen, sondern gleich für die ganze Stadt.

Das ist Teil des Projekts “Key to the City”  des Künstlers Paul Ramírez Jonas (der übrigens auch schon Ähnliches mit Wohnungsschlüsseln gemacht hat). Und wie es sich gehört, wenn einem die Stadtschlüssel überreicht werden, braucht es dazu auch einen guten Grund. Reggie hat mir während der Zeremonie gesagt (und das habe ich auch schriftlich):

“I, Reggie, on this day 7th June 2010, bestow the Key to the City to Petrina in consideration of because I like her hair.”

Auf seine Frage, ob ich den Schlüssel annehme, habe ich von Herzen “ja” gesagt, woraufhin er mir Kraft des ihm zeitweise verliehenen Amtes den Schlüssel überreichte. Und dasselbe habe ich mit meinem Schlüssel gemacht (ihm verlieh ich den Schlüssel, weil er in Korea Englisch unterrichtet hat). Dann noch rasch bei der “Beamtin” im dicken Buch unterschrieben, und jetzt hat jeder von uns einen Schlüssel und kann seiner Wege gehen (und Geheimtüren, Gartentore, komische Kisten etc. öffnen).

Seit Mittwoch kann man dafür hier anstehen. Neave arbeitet für Creativetime, die solcherlei Großprojekte organisieren. Ganz aufgeregt hat sie mir erzählt: Am Samstag hat der Erste da vorne am Tisch seiner Begleiterin einen Heiratsantrag gemacht. Schlüssel hat das Paar trotzdem getauscht.

Mehr dazu von mir hier und dort.