Okay, es ist gar nicht zwölf Uhr mittags. Es ist halb acht. Morgens. Jetzt spielt Deutschland gegen Serbien. Und das will ich sehen. Die meisten Bars hier lassen sich etwas einfallen, um fürs Fußballgucken zu werben. Weil man das offizielle Logo ja nicht so ohne weiteres verwenden darf, hängen sie beispielsweise Fahnen aus aller Herren Länder nach draußen. Oder lassen Fußbälle in Netzen von ihrem Schild baumeln. Aber sie alle versprechen dasselbe: “Watch every soccer game here!”

Und ich habe das geglaubt. Aber jetzt stehe ich da.

Erst mache ich mir keine Gedanken, weil auf der Second Avenue eine ganze Reihe von Kneipen Fußball anbieten. Hier konnte man es über mehrere Häuserblöcke hören, dass die USA ein Tor gegen England geschossen hatten. Aber heute muss ich einige Häuserblöcke weit laufen, bis ich endlich auf offene Türen stoße. Und dann sitze ich an der Bar, schaue auf einen viel zu großen Bildschirm und trinke Tee. Es ist ja nur ein Spiel. Und ich möchte keinen Elfmeter vergeigen, indem ich unkonzentriert und mit einer Fahne bei meinem Termin um elf auflaufe. Louise, die Barfrau, stellt mir verständnisvoll heißes Wasser zum Nachgießen neben die Tasse.

Als ich nach Hause eile, um meine Unterlagen zu holen, steht Almin, der montenegrische Hausmeister, gerade draußen. Als er mich sieht, reißt er erst die Arme hoch, dann ruft er mit seinem lustigen Akzent auf Deutsch: “Was war los mit Deutschland?” Ich könnte ihm jetzt meine Ansicht zu dem Spiel lang und breit erklären. Aber ich muss dringend aufs Klo.