Wann, wenn nicht an einem Wintertag, bei dem einem allein vom Wind die Knochen erkalten, fahre ich in einen Vorort namens Gravesend? Dessen Stadtrechte gehen auf das Jahr 1643 zurück, als das Drumherum noch längst nicht New York hieß und man hier nicht Englisch, sondern eine der Lenape-Sprachen oder Holländisch sprach. Außer in Gravesend. Es war die erste Ansiedlung mit Stadtrechten in Englisch, und die erste in der ganzen Neuen Welt, die von einer Frau gegründet wurde: Lady Deborah Moody war als Witwe in die USA gegangen, weil sie als Wiedertäuferin in England verfolgt wurde.

Lady Moody benannte ihre kleine Stadt nach dem gleichnamigen Ort in der Grafschaft Kent (wer mehr auf der Seite der Niederländer steht, beharrt allerdings darauf, dass das von niederländischen Worten für Kiesstrand kommt) und gab ihr – noch ein Novum – die Rasterstruktur, für die heute Manhattan so berühmt ist. Dabei liegt Gravesend weit draußen in Brooklyn, kurz vor Coney Island. Und selbstverständlich gibt es auch Gräber, darunter uralte, ich meine so richtig uralte.

Und gleich neben dem Gravesend Cemetery liegen noch mehr Gräber, auf dem kleinen Friedhof der Familie van Sicklen, die sich zusammen mit Lady Moody (und mehr als 20 weiteren Familien) hier niedergelassen hatte, aber, wenn man der Legende glauben mag, nach Streitereien neben ihren Feinden nicht mal begraben sein mochten, jedenfalls nicht ohne Zaun dazwischen.