Sie sind ein merkwürdiges Gespann. Zwei Männer und eine Frau. Der eine Mann gibt den New York-Kenner, die Frau gibt sich unbeeindruckt, der andere Mann gibt gar nichts von sich. Ich glaube nicht, dass er das fünfte Rad am Wagen ist. Ich glaube auch nicht, dass einer von ihnen gerade versucht, bei der Frau zu landen. Vielleicht sind sie verwandt. Oder verheiratet. Manchmal lässt sich das schwerlich unterscheiden.

Ich bemerke sie, als der Kennermann in meine Richtung zeigt und ruft: “Da ist der Obelisk!” Damit meint er nicht mich. Ich war gerade dabei, Krabben in einer hochgelegenen Nische zu fotografieren, und wirke dabei vermutlich ganz schön klein.

Schon kommen die drei den Pfad herauf. Die Frau und der Schweigsame schlendern auseinander, während der Kenner erneut das Wort erhebt: “Es ist aus dem Jahr 1450 vor Christus”, und dann geht es weiter damit, wie der Obelisk hier in den Central Park kommt.

Das alles weiß der Mann nicht einfach so. Er steht direkt vor der Erläuterungstafel, auf der ich eben noch gesehen habe, dass das Ding auch “Cleopatra’s Needle” genannt wird. Aber das sehen seine beiden Begleiter gar nicht. Die schlurfen außer Sichtweite. “Für die Inschrift gibt es eine Übersetzung”, sagt Kennermann etwas lauter, und ich kann nicht sehen, ob die beiden anderen beflissentlich hinaufschauen. Er scheint davon auszugehen. Er liest alles vor, was er findet. Ich stehe inzwischen auf der anderen Seite und lese eine ellenlange Aufzählung von ehrerbietigen Namen für die beiden Könige, die sich nacheinander hier verewigen ließen.

Als der Kenner mit dem kulturellen Erlebnis zufrieden ist, bedeutet er den anderen, dass es jetzt weitergeht. Die Frau kramt in ihrer Tasche und fällt dabei hinter die beiden zurück. Dann ruft sie. Natürlich den Kenner. Mit frag-mich-einfach-Miene dreht er sich um. “Ich finde mein Handy nicht”, ruft sie ihm über den Pfad zu. Er rührt sich nicht, es scheint ihn auch nicht weiter zu interessieren. Das wäre vermutlich anders, wenn sie eine Granitnadel suchte. Die Frau steckt noch einmal ihre Hand in die Tasche, als hätte sie meine Gedanken gehört, doch dann schreit sie dem Kenner hinterher: “Ruf mich an!”