Im August verlassen viele New Yorker die Stadt. Sie haben ein Häuschen in den Hamptons (oder in Montauk), auf Fire Island oder irgendwo in Upstate New York. Man muss aber die Stadt gar nicht verlassen, um ins Grüne zu kommen. In diesem Falle eher ins Blaue.

Broad Channel liegt in einem kleinen Stückchen von Queens, nicht weit vom JFK-Flughafen und kurz vor Far Rockaway (wo der lange Strand ist). Hier haben die Leute Boote vor der Garage stehen und statt Vorgarten einen Steg.

Man kennt sich untereinander, grüßt freundlich, dekoriert Veranda, Briefkasten und Fenster gerne mit maritimen Motiven, als wollte man Besucher beeindrucken. Aber Broad Channel ist eben auch ein New Yorker Stadtteil. Die Idylle muss also mit irgendetwas gebrochen werden. Das habe ich ganz vergessen, als ich an einem Haus vorbei komme, an dem zweifelhafte Gestalten laut Musik hören und ein Schild über dem Kellereingang hängen haben, dem zu entnehmen ist, dass man gefälligst sein eigenes Bier mitbringen soll. Das lenkt meine Aufmerksamkeit darauf, wie aggressiv der verschlafene Stadtteil auf Eigentum pocht. Überall steht “private property” – und parken darf man auch nirgends. Schon gar nicht gegenüber von den Biertrinkern.

Dass es hier rau zugeht, hätte mir eigentlich klar sein müssen. Zu Beginn meines Rundgangs hatte ich schließlich einen Nachmittagsimbiss. Es gab einen unfassbar satt machenden, vermutlich 3.478 Kalorien sprengenden Schokoladen-Streusel-Kuchen, zusammen mit einem Tee, auf dessen Beutelverpackung zwar “Grüner Tee” stand, der aber das Wasser rot färbte und nach Hibiskus schmeckte. Und das alles gab es in einem Laden, der mir in diesem Moment noch deplaziert erschien.