Heiligenfiguren in der Bronx

 

Heiligenfiguren in einer Gegend voller italienischer Einwanderer New Yorks? Falsch. Dieses Grüppchen gehört zu einem Spektakel, das Nelle Garabedian vor mehr als 40 Jahren begann. Die Dame stammte aus Nizza und wollte ihrer Nachbarschaft zu den Feiertagen eine Freude bereiten. Na, klingelt’s?

 

Bronx Christmas House im Sommer

 

Die Rentiere verraten es: Hier dreht sich alles um Weihnachtsdekoration, oder besser gesagt: Die Weihnachtsdekoration dreht sich hier. Kilometerlang stehen die Autos den Pelham Parkway entlang, um das Bronx Christmas House zu sehen, erzählen mir zwei der Kinder von Nelle Garabedian.

Zwischen Designermode und Weihnachtsdeko

Sie sind erwachsen, führen die Tradition ihrer Mutter fort und außerdem ein Geschäft im Garment District: Sie nähen feine Besätze, Bordüren und Verzierungen, die Designer wie Vera Wang oder Chanel an ihren Kleidern haben möchten. Wenn sie dann nach Hause in die Bronx kommen, wechseln sie vom Gewebe zum Fiberglas – und erwecken neue Figuren für das Bronx Christmas House zum Leben.

 

Pferd am Weihnachtshaus

 

Ein Pferd gehört da eben auch zu Weihnachten. Und das ist erst der Anfang. Neben ihrer tiefen Religiosität erfüllt die Garabedians nämlich eine tiefe Liebe zur Prominenz, ob aus Hollywood- oder Grimm-Märchen.

Ein Aschenputtel auf dem Weg zum Ball gibt es da, ein ganzes Zimmer, für das Muttern noch die Schöne und das Biest gebaut hat. Und eine Promi-Weihnachtsparty.

 

Promi-Party im Bronx Christmas House

 

Der Flügel mit den geschwungenen Beinen weist schon darauf hin: Zu Weihnachten spielt hier die Musik, und auf den runden Plattformen drehen sich dann Figuren, die allerlei Prominenten ähnlich sehen, und schwingen das Plastik-Tanzbein. In raschelnden Roben, die keinen Regen oder Schnee vertragen (und deshalb während der Feiertagssaison immer wieder im Haus verschwinden), feiern dann Elizabeth Taylor, Michael Jackson, Nicole Kidman und ihresgleichen Weihnachten.

Promis im Bronx Christmas House

Echte Promis waren auch schon hier. “Madonna, Robert de Niro, Mariah Carey”, zählen die Garabedians lässig auf. Letztere hat in diesem Haus in den 90ern sogar ein Video gedreht. Erinnert sich noch jemand an “All I Want For Christmas”?

Das ganze Jahr über arbeiten die Garabedians an ihrer Weihnachtsdekoration. “Im Sommer können wir das draußen machen”, sagen sie, und reiben sich Fiberglasstaub aus dem Gesicht. Die beiden haben gerade eine Barbiepuppe in Arbeit.

 

Arbeit an der Barbiepuppe

 

Platz brauchen sie ja auch für ihren aktuellen Arbeitsplatz. Das ganze Haus ist voll mit Figuren, die pünktlich zu Thanksgiving auf ihre Plätze gebracht sind und dann jeden Abend die Menschenmassen erfreuen. “Versuch es am besten an einem Tag, an dem Regen angesagt ist”, raten die Garabedians.

Ich nicke. Ich schaue mir ja gern Weihnachtsdekoration in New York an. Aber jetzt hatte es mich doch viel mehr interessiert, was ein Weihnachtshaus eigentlich im Sommer macht. Deshalb schaue ich mich um. Erwartungsvoll schauen die Pferde zurück, die zu Weihnachten die Aschenputtelkutsche ziehen.

 

Aschenputtelkutsche

 

Kein Wunder, dass ich im Vorbeifahren dachte, das Bronx Christmas House sei ein Barbiehaus. Immerhin bekommt es ja nun auch eine Bewohnerin, die es gewohnt ist, in einem rosa Schloss zu hausen.

Putten wachen über das Weihnachtswunder

Die ganz große Leidenschaft dieser Familie sind aber Putten. Cherubim kleben in diesem Haus sogar unter der Decke (sieht man oben auf dem Foto mit dem weißen Flügel etwas). Ein paar schauen jetzt friedlich darauf herab, wie die Garabedians an einem Neuzugang für die Weihnachtsparty feilen. Und mindestens einer hält Wache.

 

Putte im Weihnachtshaus

 

Bronx Christmas House, 1605 Westervelt Avenue (Ecke Pelham Parkway), Bronx, in voller Pracht zwischen Thanksgiving und 6. Januar, abends.
 

Wenn du jetzt neugierig geworden bist darauf, was im Rest von New York zur Feiertagssaison los ist, habe ich zwei Bonbons für dich:

Jedes Jahr finde ich neue Adventgeschichten, und der beste Startpunkt dafür ist mein Überblickstext Weihnachten in New York.

Und: Diese spezielle Geschichte hat es übrigens ins 50-seitige E-Book (fürs iPad) “Weihnachten und Silvester in New York” geschafft – zusammen mit vielen Tipps für die Saison 2014/2015.

 


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