Es klingt wie Poppenbüttel, und das liegt gar nicht mal so fern: Das Poppenhusen Institute wurde von einem Einwanderer aus Hamburg gegründet. Und jetzt hat es seine besten Tage erst mal hinter sich.

 

 

Draußen in College Point, Queens halten sie das deutsche Erbe aufrecht, indem sie zum Beispiel manchmal Ausflüge zu deutschen Restaurants machen (als Sue von “Summstemmtisch” spricht, muss ich einen Moment überlegen, was sie meint). Aber dies war nie ein ausgesprochen deutsches Haus; Conrad Poppenhusen, mit dessen Geld es gebaut wurde, hatte bestimmt, dass das Haus jedem offenstehe, egal welcher Herkunft, Rasse oder Glaubensrichtung. Es sollte den Menschen aus der Gemeinde helfen, ihr Leben zu verbessern (tut es heute noch mit allerlei Kursen und unter dem Spitznamen “Popps”).

 

 

Das sollte schon bei den Kleinsten anfangen: Das Poppenhusen Institute beherbergte den ersten kostenlosen Kindergarten Amerikas (eröffnet am 1. Juli 1870). Doch ich bin heute nicht zu diesem Jubiläum hier. Ich will ums Haus herumgehen in den baumbestandenen Garten, in dem immer eine Brise weht, weil nicht weit vom Gelände zu drei Seiten Wasser ist. Nur noch ein schneller Blick auf die Vorderseite:

 

 

Heute kann ich nämlich prima der lustigen Tradition nachgehen, Geburtstage vorzufeiern. In drei Tagen hat schließlich Amerika mal wieder Geburtstag, und heute steht im Poppenhusen Institute “patriotic music” mit der American Concert Band auf dem Programm. Die Herren treten in Uniformen aus dem Bürgerkrieg auf und kennen sich bestens aus mit der Geschichte der amerikanischen Musik.

 

 

So lerne ich nicht nur, dass sogar der Vizepräsident seine eigene Hymne hat, sondern auch, dass es für die verschiedenen Militärabteilungen eigene Lobeshymnen gibt (Coast Guard, Navy, Army, Marine Corps, wenn ich das richtig behalten habe), und gerade dann, als der Bandleader erklärt hat, dass diejenigen, die in der jeweiligen Abteilung ihren Dienst abgeleistet haben, aufstehen sollen, und alle anderen sie bejubeln sollen, und dann die Band zum Spielen anhebt, gerade da fährt ein Eiswagen vorbei.

Eiswagen in New York spielen alle dieselbe Musik, ein nerviges Instrumental-Kinderlied. Das mischt sich jetzt mit dem Marsch für die Army. Ein sehr alter Herr schräg hinter mir ist mit Hilfe einer jüngeren Begleitung aufgestanden, direkt hinter mir steht einer mit Zopf gerade, und ich denke darüber nach, ob man wohl Flügelhorn spielen und trotzdem Pazifist sein kann.