Schnauzbart-Tag am Times Square

Da sind aber viele Schnauzbärte in der Schlange, und immer wieder rückt einer der Schnauzbartträger seine Pappattrappe zurecht. Manche sind viel, viel zu klein für einen echten Schnauzbart, andere zu weiblich, und wieder anderen fehlt das Testosteron. Ein paar Leute haben sich auch komplett kostümiert. Und das alles für Werbung. Auf dem Times Square hat ein großer Spielekonzern “Super Mario” in 3D aufgebaut. Also nicht das 3D, das hier zwar Publikum ins Kino zieht, aber sich zu Weihnachten in Fernseherform bestimmt wieder so schlecht verkauft wie Blu-Ray. Nein, um so richtig Interesse am 3D-Spiel zu…

Wo Goethe Kleider verkauft

Wahrnehmung ist so eine lustige Angelegenheit. Nach einem tollen Gespräch mit Emil und Sandy Corsillo (the Hill-side und Hickoree’s Hard Goods) sehe ich auf einmal überall Mode im Weg herumstehen. Erst stolpere ich fast über einen Kontrast zu den Herrenklamotten, die meine Interviewpartner feilbieten. Nur wenige Minuten später komme ich am nächsten Aufsteller vorbei. Und gehe noch einmal zurück. Ich bin sicher, dass ich mir auf die Schnelle etwas zusammengereimt habe, dass da gar nicht steht. Stimmt aber nicht. Mit so etwas verkaufen sie hier tatsächlich Kleider. Na, und wie heißt der Satz des großen…

Voll durchgefallen

Das Brett ist ein Publikumsmagnet. Männer stehen hier Klischeewache und fachsimpeln über Akkuschrauber. Ich bin nicht schon wieder im Handwerkermarkt gelandet, sondern bei der Präsentation von Consumer Reports. Das ist vergleichbar mit “test” (Stiftung Warentest), nur schon deutlich älter. Zum 75. Geburtstag fahren die Laboranten durchs Land und machen heute eben in Grand Central Station. Zum Beispiel mit Akkuschraubern, Brett und Schrauben. Aber auch mit einer Waschmaschine und Stoffstreifen in unterschiedlichen Stadien der Verblassung. Die Krux für die Verbraucherschützer ist ja: Einerseits leben sie von ihrer Objektivität. Andererseits müssen sie auch von irgendetwas leben, brauchen…

Ernte in Bestform

Heute suche ich mir gar keine mysteriösen Gemüse aus. Diese Jahreszeit bringt schon diejenigen in Bestform, die ich gut kenne. Die einen machen sofort einen auf Babylon: Hier heißen sie Eggplant, und da passt die neue Farbe. Die Zweitform, na ja, nicht so ganz. Aber Aubergine? Deutsch-Französisch macht das Ganze unverständlich. Von der gleichnamigen Farbe keine Spur: Sie läuten das Ende der reichen Spätsommererntezeit ein. Gleichzeitig kommen auf den Markt am Union Square schon all die Kürbisse, die es zum großen Teil in Europa auch gibt, die hier aber so viel leichter zu bekommen sind….

Trailer Trash

Raucher müssen in New York draußen bleiben. Und da hinterlassen sie Zigarettenstummel. Hier haben die einen besonderen Platz: Und sie dienen auch gleich für ein billiges Wortspiel. Das gehört hier zur Kultur. Also nicht zur New Yorker Kultur. Aber hier, mitten in New York, gibt es einen Trailer Park, und da gehört so was eben zum Image. Für einen richtigen Trailerpark ist in Manhattan natürlich gar kein Platz. Aber die Trailer Park Lounge tut alles, um einen das vergessen zu lassen. Bis in die Zigarettenspitzen.

Wenn Äpfel die Limetten ablösen

Dieses Jahr scheint das New Yorker Wetter sich am Kalender zu orientieren: Zum Ende der Sommersaison, am Labor Day, schüttete es nach herrlichen Tagen plötzlich wie aus Eimern. Und jetzt, am offiziellen Herbstanfang – dasselbe. Da bin ich ja mal gespannt, wie weiß Weihnachten wird. Aber erst einmal lasse ich für einen Moment Revue passieren, wie herrlich mein Lieblings-Sommer-Kuchen (der übrigens auch bei minus 20 Grad Außentemperatur hervorragend schmeckt) sich in der Sonne macht: Key Lime Pie! Am besten als Einzelstück, also auf einen etwas mehr als handtellergroßen Krümelboden hingegossene Limettencreme. Key Lime Pie gibt…

Containerdorf

New York ist voller Baustellen. Die sind nicht einfach nur ein Attribut der Stadt. Manche von ihnen sind auch diese eine Folge von Gentrifizierung, über die fast niemand spricht. In Brooklyn sieht man das besonders gut. Da gibt es Ecken, deren Bevölkerungsdichte in den letzten zehn Jahren so stark zugenommen hat, dass es Probleme mit dem öffentlichen Verkehrssystem gibt: überlastet. Und dann ist zwar das eine und das andere Hochhaus voller Eigentumswohnungen fertig, aber es gibt trotzdem noch – Baustellen. Oder Plätze, auf denen das Unkraut in die Höhe schießt, weil die Bauherren Muffensausen bekommen…