Vorsicht, scharf!

Margery hatte einen Kunst-Abschluss und einen Job im Fischmarkt. Da lernte sie ein paar Brocken Japanisch – und eine Menge über Messer. Seit 1983 schärft sie Messer. “Da war ich fünf”, lacht sie, weil das ja schon eine ganze Weile her ist, dass sie mit dem Samurai Sharpening Service angefangen hat. Ich habe ihr zwei meiner Messer mitgebracht und sehe sie gut bei ihr aufgehoben. Sie schaut erst einmal nach, ob sie etwas gegen die Flecken auf dem großen Messer unternehmen kann. Aber die gehen nicht weg. Es ist kein teures Messer gewesen, ich mag…

Die Schlechten ins Kröpfchen

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte da jemand Taubenfutter verstreut. Dabei weiß doch jeder, dass man das nicht tun soll (ebensowenig wie Eichhörnchen füttern übrigens). Aber auf den zweiten Blick fällt mir wieder ein, dass ich hier nicht im Kleinstadtpark, sondern in New York bin, und so entscheide ich, dass ich diesen Fall nicht näher untersuchen möchte. Er ähnelt von meiner erhabenen Zweibeiner-ohne-Flügel-Perspektive aus gar zu sehr dem sonnengetrockneten Ende eines nächtlichen Zugs durch die Gemeinde.

Kunstfehler

“Nächstes Mal kommen wir früher”, sagt ein Mann zu seinem Begleiter. Da kann ich nur zustimmen. Donnerstag ist traditionell der Tag, an dem man nach der Arbeit durch Chelseas Galerieszene streifen, Leute beobachten (und/oder sich zur Schau stellen) und Kunst angucken geht. Nun ist zwar gerade Sommerloch; die Leute, die für die Galeristen interessant sind, haben sich in die Hamptons verzogen. Aber gerade deshalb gibt es heute den Chelsea Art Walk. Und der hat nicht, wie die üblichen Donnerstags-Vernissagen, um sechs, sondern schon um fünf begonnen. Mit der Folge: Es gibt keinen Tropfen Wein mehr,…

Aufgelesen

Oh ja, gerade im Sommer sieht man, wie viel Ungeziefer sich in New York herumtreibt. Aber wer in Hochhäusern wohnt, hat zumindest nur wenig Angst vor Ratten aus dem Klo. Allerdings sind Leseratten da auch nicht so gern gesehen. So richtig prinzipiell scheint die Klolektüre ja nicht verpönt zu sein. Aber diese Toilette befindet sich in einem Buchladen – erst zahlen, dann … na, Sie wissen schon.

Um die Wurst

Heute kommt wieder das große Fressen. Immer am Unabhängigkeitstag essen sie in Coney Island Hotdogs um die Wette, das muss man sich wie Sport vorstellen: Ein Verband macht hinter den Kulissen Politik, das Fernsehen wartet darauf, dass der Startschuss fällt, dann mühen sich die Teilnehmer um neue Rekorde, und hinterher wird gekotzt. Zum fünften Mal in Folge hat dieses Jahr Joey Chestnut gewonnen. 62 Wurstbrötchen hat er in 10 Minuten verdrückt, zufrieden ist er damit nicht, sein Rekord liegt bei 68. Und sein Erzrivale war schon zum zweiten Mal nicht dabei, das macht ja dann…

Die ganze Bagage

Am Wochenende habe ich die letzten von ihnen gesehen: Schick gemachte Schulabgängerinnen, die für Fotos posieren. Das zog sich eine Weile, weil die Schulen ihre Feiern auf verschiedene Termine legen. Aber jetzt sind sie alle fertig. Und vor allem haben auch diejenigen, die noch nicht fertig sind, jetzt schulfrei. Anders als in Deutschland sind die Sommerferien in den USA sehr, sehr lang. Sie beginnen im Juni (manchmal sogar schon Ende Mai), und erst um den Labour Day im September herum öffnen die Schulen wieder ihre Tore (oder Metalldetektoren). Das stellt viele Eltern vor ein Problem:…

Käsekuchen aus der Distanz

Ich habe ja den Tortentest ganz vernachlässigt! Nicht dass mir der Appetit vergangen wäre. Aber erst als der Löffel durch die Spitze des Kuchenstücks geglitten ist, fällt mir ein, dass ich im Blog schon lange keinen Kuchen mehr serviert habe. Also bittesehr: New York Cheesecake. Anders als beim deutschen Käsekuchen kommt kein Quark in den Teig – Quark gibt es hier nicht. Stattdessen muss es Cream Cheese sein, ein meist sehr kompakter Frischkäse. Damit der Test eine frische Perspektive bekommt, nutze ich räumlichen Abstand. In Northampton, Massachusetts schmeckt New York Cheesecake nämlich auch. Mir jedenfalls….