Moment mal: Feiertage

In Deutschland ist immer noch Weihnachten und Feiertag. Hier ist heute bereits einer der umsatzstärksten Tage des Jahres (allerdings in New York arg behindert von dem Blizzard, der die Stadt im Griff hat). Und auch schon der nächste Feiertag: Kwanzaa. Dabei werden zwar gern Swahili-Begriffe und uralte afrikanische Erntefeiern ins Feld geführt, aber zumindest die Fassung, die hier gefeiert wird, lässt sich eindeutig auf einen amerikanischen Erfinder zurückführen, und nicht nur das: Kwanzaa ist so jung, dass sein geistiger Vater jedes Jahr die Geleitworte spricht. 1966 bedachte Maulana Karenga die afro-amerikanischen Bevölkerung mit dieser identitätsstiftenden…

Moment mal: Glitzerfinger

Manche Moden branden immer mal wieder auf. So auch diese. Geheimlogen mochten sie, der eine oder andere Mafioso, und in den USA auch eine Ingenieursgesellschaft. Aber jetzt stehe ich in einem Schreibwarenladen, als einer der Angestellten zum anderen sagt: “I like your pinky diamond.” Ich auch, sage ich. Der Glitzerring funkelt so schön. Daraufhin hält mir der andere einen großen grünen Stein mit Brilli-Kranz drumherum unter die Nase. “Ja”, sage ich lachend, “Ihren finde ich auch sehr schön.” Zu gegebener Zeit war es die diamantenüberzogene Uhr, die dicke Goldkette, ein einzelner Brillant-Ohrstecker, und jetzt wickelt…

Arbeit und Freizeit

So kommt man in New York an ein Hobby: mit dem Fahrstuhl. Seit Februar lädt die Softwarefirma Harvest hier einmal im Monat zu “Hobby” ein: Da sprechen vier Leute fünf Minuten lang über ihr Hobby, danach darf man ihnen Fragen stellen, und zwischen den Hobby-Lerneinheiten darf das Publikum eine Quizfrage beantworten. Danny Wen, einer der beiden Chefs, erzählt in seiner kurzweiligen Anmoderation, dass ein paar der Hobby-Experten inzwischen bei Harvest arbeiten – so, liebe Personalabteilungen, kommt man auch an interessante Kandidaten. Heute lerne ich etwas über Geocaching, Schiedsrichter-Entscheidungen beim Basketball, U-Bahnen in aller Welt und…

Totentanz

Ich weiß nicht, ob Michael Jackson jetzt eine neue Freundin hat (wer weiß, wie so ein Jenseits funktioniert). Aber ich weiß, dass morgen (in Deutschland bereits letzten Freitag) eine Platte mit bisher unveröffentlichten Tracks plus Gastmusikereinlagen in die Läden kommt, angekündigt als die erste (!) neue Jackson-Platte – und dazu gibt es in New York eine große Feier. Die Debatten darüber, ob die Tracks echt sind, müssen draußen bleiben. Hier wählt der Promi-Plattendreher DJ Cassidy aus, welchen Jackson-Song es als nächstes zu hören gibt, und mittendrin feuert er das Publikum an, als säße er da…

Rekordgekreisel

Die Saison will Zahlen.  Christen zählen bis vier und zünden jeden Sonntag eine weitere Kerze an. Hier brennt auch das erste Licht; aber es werden noch acht, plus das eine, von dem sie das Feuer bekommen: Es ist der Vorabend von Hanukkah (deutsch: Chanukka), dem Lichterfest, mit dem jüdische Familien die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem nach dessen Entweihung feiern. Die dazugehörige Geschichte dreht sich um das Öl-Wunder: Die Lichter der Menorah im Tempel durften nicht erlöschen, es war aber nur noch genug geweihtes Öl für einen Tag da, und es dauerte acht Tage, um…

Moment mal: Geld im Vorbeifahren

Jetzt sind sie weg. Patrick und Walter und ihr Wohnwagen haben New York verlassen. Sie brauchen Geld. Und dafür, haben sie sich gedacht, müssen sie das ganze Jahr lang auf Achse sein. Ihre Idee: Während sie durch die Gegend gondeln, dürfen Firmen ihr Vehikel mit Werbung zupflastern – im Laufe eines Jahres wollen sie so auf eine Million Dollar kommen. Stolz präsentiert Walter sich auf der Website mit dem Spruch: “Bewege dich in die Richtung deiner Träume. Lebe das Leben, das du dir vorgestellt hast.” Vielleicht war sein Lebenstraum ja ein endloser Familienausflug. Seit Anfang…

Superman ohne Wirkung

“Extraordinary people are people who are just wiling to be extra ordinary.” Colin Beavan ist schon vor einer Weile ein Licht aufgegangen, und deshalb hat er es ausgeschaltet. Er schrieb auf, was in dem Jahr passierte, als er und seine Familie auf alles verzichteten, was eine negative Wirkung auf die Umwelt hat, und nannte das Buch “No Impact Man” (dt. Titel “Barfuß in Manhattan”). Jetzt sitzt er vor mir und zitiert Julia Butterfly-Hill. Sie wurde berühmt durch die Beharrlichkeit, mit der sie in einem Redwood-Baum lebte, um einen Wald vor der Abholzung zu bewahren. Um…