Moment mal: Brustverkleinerung

“Do you work out?” Diese Frage betrachtet so mancher New Yorker als wirkungsvolles Kompliment. Um es zu bekommen, lässt ein Mann schon mal die Schulter kreisen und verzieht das Gesicht, und wenn das nicht reicht, sagt er, er habe sich beim Workout wehgetan. Die Wetterfee im Fernsehen hat sich derweil extra ein jahreszeitenverachtendes ärmelloses Kleid angezogen, damit man ihre Arme bewundern kann. Aber es geht nicht nur um das Ergebnis von zehntausend Curls. Es soll auch was weg. Bauch- und Hüftspeck zum Beispiel. Und in letzter Zeit auch unerwünscht große Brüste bei Männern. Im englischen…

Dosenpfand

Das ist nicht die Recycling-Tonne. So was steht nicht mitten im schicken World Financial Center herum. Außerdem sind die Dosen voll. Sie sind sozusagen das Eintrittsgeld (aber auf freiwilliger Basis) für “Canstruction”: Damit bauen Bau- und Architekturfirmen im Wettbewerb eine ganz spezielle Art von Türmen. Diese Konstruktion von HLW International zum Beispiel besteht aus 3.350 Dosen, von denen nach der Ausstellung 3.200 New Yorker satt werden. Schließlich arbeitet Canstruction mit City Harvest zusammen, einem New Yorker Programme zur Ernährung armer Menschen, vergleichbar mit der Tafel in Deutschland. Gilsanz Murray Steficek bauen auf Tunfisch – die…

Startgeld

Ich mag Kickstarter. Hier spenden Menschen Geld, damit andere Menschen ihr Projekt verwirklichen können, die sich wiederum etwas ausdenken, was sie zurückgeben. So viele Ideen, so wenig Geld – und vielleicht eben doch: Bei knapp der Hälfte der Projektvorschläge funktioniert es. Die anderen erreichen ihre Zielsumme bis zur selbstgesetzten Frist nicht, und in diesem Fall wechselt kein Geld den Besitzer. Ich freue mich schon eine ganze Weile darauf, Yancey Strickler, den Mitbegründer von Kickstarter, plus drei Projektanbieter zu erleben. Sie treffen bei einer Podiumsdiskussion im Housing Works Bookstore Cafe in SoHo aufeinander. “Das hier ist…

Moment mal: Wahlmiete

Als ich ihn zum ersten Mal sah, war ich müde, im Fernseher lief ein Satireprogramm, dorthin schien er zu passen. Aber Jimmy McMillan gibt es wirklich, ebenso wie seine Partei. Morgen sind Wahlen, da tritt er in New York als Gouverneur an, zuvor warf er sich schon zweimal als Bürgermeister ins Rennen. Seine Partei heißt “The Rent is Too Damn High”. Der Name ist Programm – und das versteht man wahrscheinlich nur in New York City. Viele Menschen hier arbeiten vorwiegend, um ihre Miete zu bezahlen. Die Partei, die das ändern will, steht morgen in…

Schraubenzieher

Ich bin mit einer Wirtschaftskorrespondentin auf einen Feierabend-Drink zur Happy Hour in der Rodeo Bar verabredet. Ihr Zug hat recht viel Verspätung, also setze ich mich erst mal allein an die Bar. Nach einer Weile sagt der Mann neben mir: “Ich bin eigentlich nicht politisch korrekt, aber die Kleidung dieser Mädchen ist sexistisch.” Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn recht verstanden habe, und frage nach, ob er gerade “sexy” oder “sexistisch” gesagt hat. Aber ich habe das schon richtig verstanden. Kurz zuvor war ein Grüppchen durch den Eingang hinter uns getreten, aufgemacht wie…

Moment mal: Blackout

In Deutschland verbindet man mit dem Wort “Blackout” meist einen gedanklichen Aussetzer: Mitten in der Prüfung, bei der Präsentation oder beim Rendezvous fehlen plötzlich Worte und Bilder für den nächsten Satz. In New York verbindet man mit dem Wort “Blackout” meistens einen Stromausfall. Mitten im Schneechaos oder Herbststurm fehlt plötzlich der elektrische Strom. Im Moment aber führen viele das Wort für ein Unterhaltungsproblem ins Feld. Ein Kabelfernsehenanbieter verhandelt mit einer Mediengruppe, der unter anderem den Fernsehsender Fox gehört. Das gehört zum Geschäft, aber diesmal können sich beide Parteien nach Monaten nicht einigen, die Fronten verhärten,…

Vokabelhilfe

Da wäre alles nicht passiert, wenn ich nicht an der Treppe vorbeigelaufen wäre. Die Yoshimoto Nara-Ausstellung ist in den oberen Stockwerken der Asia Society, aber als ich eintrete, lenken mich Leute und Lärm ab. In der Bar im Erdgeschoss schreit gerade jemand in ein Mikro: “Und der letzte Gewinner ist …” Da läuft wohl eine Tombola, denke ich mir, mir kommen Leute mit Cocktail in der Hand entgegen, und für mich sieht es so aus, als sei das eine private Feier (ist es aber nicht; später erfahre ich, dass die Asia Society freitags gerne mal…