Früher war alles besser

In New York ändert sich ständig etwas. Eben noch war hier ein Baugerüst und da ein Coffeeshop, hatte die Bedienung braune Haare und das Klo einen Abzug. Und schon steht hier ein Hochhaus, da ist jetzt ein Nagelstudio, der Bedienung steht blond ganz toll und das Klo … sieht nicht ganz so gut aus. Klar ist nur: Auf nichts ist Verlass. Manchmal hängt dann einer ein Schild auf, das die neuen Verhältnisse erklärt. Am Klo ist das immens hilfreich. Aber auch die großen Dinge bekommen ihre Erklärung – weil in New York seit ein paar…

Zurück in die Zukunft mit Occupy

Nein, Occupy Wall Street hat sich in New York nicht verlaufen. Zwar scheinen sich die Vorhersagen zu bestätigen, dass der Winter eine Zeit des Sammelns für die Bewegung wird, aber das heißt nicht, dass hier nichts passiert. Eine richtig große Veranstaltung ist für Mai geplant, ungewöhnlich weit in die Zukunft. Aber in der Zwischenzeit werden hier ohne großen Medienauflauf zum Beispiel Häuser besetzt. Nicht das aus diesem Bild hier. Aber es gibt eben auch eine Menge Sympathisanten.

Kalte Knochen in Gravesend

Wann, wenn nicht an einem Wintertag, bei dem einem allein vom Wind die Knochen erkalten, fahre ich in einen Vorort namens Gravesend? Dessen Stadtrechte gehen auf das Jahr 1643 zurück, als das Drumherum noch längst nicht New York hieß und man hier nicht Englisch, sondern eine der Lenape-Sprachen oder Holländisch sprach. Außer in Gravesend. Es war die erste Ansiedlung mit Stadtrechten in Englisch, und die erste in der ganzen Neuen Welt, die von einer Frau gegründet wurde: Lady Deborah Moody war als Witwe in die USA gegangen, weil sie als Wiedertäuferin in England verfolgt wurde….

Spaziergang durch New Yorks Geschichte

John Huston Finley, so schreiben die Gelehrten, ging oft spazieren. Deshalb ist ein schönes Stück Spazierstrecke nach dem Mann benannt, der am Ende seines Lebens Chefredakteur der New York Times war: Der John Finley Walk führt von der 63rd bis zur 125th Street die East River Esplanade entlang, direkt am Wasser, aber viel höher und mit Gitter, so zur Sicherheit. Diesen Hinweis darauf, in wessen Fußstapfen wir hier wandeln, finde ich im südlichen Teil des Spazierwegs, neben dem Carl Schurz Park. Der wiederum steht für die guten alten Zeiten von Yorkville: Das Viertel auf der…

Spurenleser

Viele Leute denken, Manhattan wurde an seinem südlichen Ende verkauft. Da kommt man schließlich an, wenn man vom Meer her rüberschippert, und da unten stand später der Wall, nach dem heute noch die Straße benannt ist, auf der die Aktienhändler heiße Luft verkaufen. Aber niemand hat da unten Manhattan verkauft. Das war am anderen Ende, hoch oben im Norden, im heutigen Inwood. Zur Erinnerung an Peter Minuits Geschäft mit den Reckgewawanc liegt da heutzutage ein Stein herum: An der Stelle soll außerdem 280 Jahre lang ein Tulpenbaum gestanden haben. Fast genau so lange hat es…

Größte Veränderung der Stadtgeschichte

Betty wohnt in der Nachbarschaft. Im Gegensatz zu mir lebt sie schon ihr ganzes Leben in der Gegend, und sie hat mir ein paar Lenze voraus. Als eines von acht Geschwistern hat sie hier eine Menge erlebt, bewegt, kommen und gehen sehen. “Es war alles völlig anders als heute”, sagt sie. Ich frage, welche Veränderung ihr heute am stärksten auffällt. Sie sagt: “Die Hunde.” Und dann erklärt sie mir, dass man früher nicht aufpassen musste, ob man von einer Hundeleine gefällt wird. “Besonders diese Laufleinen”, sagt sie, “die übersieht man so leicht.” Und dann erzählt…