Hach, dieses satte Grün im Juni, ist das nicht toll? Da geh ich doch glatt mal in den Central Park und schaue mir den Halm- und Blätterwald an und entdecke … grüne Schilder.
Die Ulme ist krank! Und die Parkverwaltung kümmert sich drum. Die rote Fahne da hinten hat damit nichts zu tun, aber auf sie komme ich später auch noch mal zurück. Die arme Ulme. Sieht eigentlich ganz schön gesund aus, der Baum.
Wie oft es vorkommt, dass die Parkverwaltung Pflanzengift im Park verteilt, weiß ich nicht. Ich habe solche Schilder schon länger nicht mehr gesehen, und es ist ja schließlich nicht so, dass jede New Yorkerin täglich durch den Central Park stapft.
Mich erinnert das übernette Schild jedenfalls an einen Horrorfilm. Das liegt aber wahrscheinlich bloß daran, dass es zufällig einen gibt, der “Nightmare on Elm Street” heißt.
Da steht ganz genau drauf, wann, wie und wo ein Pestizid eingesetzt wird und warum, also wogegen es helfen soll. Auch der Name der Wirkstoffe und der Markenname sind vermerkt, plus Warnhinweise und Telefonnummer vom Gesundheitsamt. Die Ulme und ihre Kolleginnen kriegen ein Fungizid in die Wurzeln gespritzt. Sie haben so etwas wie Fußpilz.
Ein Stück weiter lese ich dann von einem Insektengift, das die Eschen verpasst bekommen. Der deutsche Name des Käfers bringt mich zum Kichern: asiatischer Eschenprachtkäfer heißt der. Das ist natürlich gar nicht lustig, die Viecher legen ihre Eier in die Borke, und die Larven zerstören später die Wasseradern im Baum, der dann verdurstet. In Nordamerika sind sie eine eche Plage geworden.
Das ist jetzt blöd für einen Park. Und irgendwie denkt man ja so leicht, dass in einem öffentlichen Park schon keiner was Gefährliches aus dem Giftschrank holt. Also ne Spritze direkt in den Baum, das schadet ja wohl hoffentlich den Menschen, den Tieren, dem Grundwasser nicht, ne?
Hm. Mir kommen Zweifel. Und tatsächlich: Die Parkverwaltung ist ein wahrer Fan des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat! Ihr ist offenbar egal, dass der Inhaltsstoff des berüchtigten Herbizids Roundup als krebserregend gilt. Der umtriebige Aktivist Reverend Billy und seine Mitstreiter haben aus Daten des NYC Park Department eine Glyphosat-Karte gebastelt.
Ich fürchte, ich kann euch von einem Picknick im Park nur abraten! Mein Blick wandert auf den rot beflaggten Sportplatz.
Gestern hat es geschüttet wie aus Eimern, da ist der Boden weich und der gute Rasen muss vor Turnschuhen geschützt werden, und deshalb holen sie die rote Fahne raus. Aber Moment mal, was ist das denn?
Auf der Wiese war die Giftspritze unterwegs. Und wenn man dem Infoschild glauben darf, empfindet sie den Sportplatz als Schlachtfeld.
Martin
Juni 8
Gift spritzen, Schild aufstellen, fertig. Die Stadt ist ihrer Fürsorge den Bürgern gegenüber nachgekommen. Wer jetzt krank wird oder verreckt ist selber schuld. Unfassbar….
Ein Hersteller hatte in einem Interview mal gesagt, Glyphosat wäre totaaaal ungefährlich und man könne es sogar trinken. Als der Reporter ihm ein Glas angeboten hatte, lehnte er dankend ab. Naja, wenn es in Europa verboten wird, kann man ja noch den Rest der Welt vergiften.
Petrina Engelke
Juni 8
Ich finde das auch erschreckend, Martin! Und ehe da was durcheinandergeht: Ich habe dieser Tage kein Roundup/Glyphosat-Schild im Park gesehen (bei dem Rasen ist es ein Bakterium und eine Chemikalie, die an sich offenbar unbedenklich ist, deren nicht ganz so unbescholtenes Abbauprodukt aber … ins Grundwasser gehen kann).
Ich komme mir aber naiv vor, dass ich vorher nie darüber nachdachte, wie die Parkwiesen eigentlich so dicht und grün bleiben … Immerhin gibt es diese Infotafeln, auf denen die Stoffe gelistet sind. Gibt es so was bei euch auch?
Martin
Juni 9
Unsere Städte sind allesamt pleite und die Pflege der öffentlichen Parks wird auf das nötigste beschränkt, wenn überhaupt. Der Park in unserem Viertel hat ein großes Problem mit dem Riesenbärenklau. Zum Glück wir hier auf Gift verzichtet und die Stadt setzt eine Schafherde zur Bekämpfung ein. Würde helfen, wenn man es regelmäßig machen würde aber wie immer fehlt das Geld. Chemieexesse finden zum Glück nirgendwo statt, dennoch sind alle unsere Parkanlagen in einem bedauernswerten Zustand….
Petrina Engelke
Juni 9
Danke für die Geschichten aus den Parks in deiner Umgebung, Martin!
Die Schafherde gegen Riesenbärenklau finde ich interessant. Im Prospect Park (Brooklyn) springen seit diesem Jahr Ziegen zum Unkrautjäten herum. Vielleicht setzt sich diese Methode ja durch.