Diese Stadt hat mich verdorben. Wenn ich das zugebe, will jegliches Gegenüber immer gleich ein Beispiel hören. Erst einmal konkretisiere ich: New York verdirbt einen für das Leben anderswo. Das fiel mir auf, als mich neulich ein Besucher aus meiner Heimat fragte, ob die U-Bahnen die ganze Nacht durchfahren. Ich sagte erst einmal nichts, und ich fürchte, ich schaute ein wenig dümmlich aus der Wäsche. Es dauerte halt einen Moment, bis ich die Frage verstand. “Ja”, sagte ich also, und schluckte das “klar!” betreten herunter.

Ich möchte mir nicht vorstellen, wieder Fahrpläne auswändig lernen zu müssen.

In New York geht man in die U-Bahn und wartet vier, fünf Minuten, bevor man entweder in einem Waggon verschwindet oder beginnt, Anzeichen von Unzufriedenheit zu zeigen. New Yorker schimpfen über den Verkehr noch lieber als über das Wetter. Und wenn die Bahn nicht nach zwei, drei Atemzügen kommt (was nicht zum Fahrtakt passt), ist das ein Anlass zum Schimpfen. An der Bushaltestelle geht das besonders gut, weil die Busse noch viel mehr vom nicht-öffentlichen Verkehr abhängen und, nun ja: darin hängen bleiben. Ganze Fahrgastgruppen rotten sich zum Mob zusammen, wenn denn nach einer Weile zwar ein Bus auftaucht, in dessen Anzeige aber nicht die gewünschte Liniennummer, sondern “NEXT BUS PLEASE” prangt.

Und jetzt stehe ich an der Haltestelle und sehe das:

Mit BusCrowd will einer ein Informationssystem darüber aufbauen, wann der nächste Bus kommt. In manchen U-Bahnen gibt es schon diese Anzeigetafeln, die in Deutschland recht verbreitet sind (und hier die Speerspitze der Modernität). Und jetzt soll die Website, die sich mit Smartphones ansteuern lässt, dasselbe mit Busfahrzeiten machen. Die Daten sollen von Passagieren kommen, die Bescheid geben, wenn sie an ihrer Haltestelle einsteigen. Noch funktioniert es nicht. Es fehlen die Mitmacher.