Natürlich gehen viele New Yorker zur Therapie. Auch wenn man im Straßenverkehr manchmal den Eindruck bekommt, dass da noch viele wirklich Bedürftige außen vor gelassen wurden. Die Nachfrage ist jedenfalls da, und das Angebot auch. Man hat auch viel Auswahl in der Bandbreite zwischen Psychoanalyse und Speed Shrinking. So findet im Brooklyn Botanic Garden heute zum Beispiel “Chase the Winter Blues Away” statt. Da führt kein Gärtner, sondern eine Psychotherapeutin eine gar nicht mal so deprimiert wirkende Gruppe durch den Garten.

Heute geht es dazu in den japanischen Garten. Wir lernen Hausmittel gegen das Wintertief kennen: Bewegung und Tageslicht. Für letzteres haben wir einen Vorzeigetag erwischt, die Sonne scheint mir auf den Pelz, dass mir richtig warm ums Herz wird. Das funktioniere aber auch ohne Sonne, selbst wenn Schnee fällt, sagt die Therapeutin. Und nebenher erklärt sie, dass die orange Konstruktion im Wasser ein Torii ist – ein Zeichen dafür, dass in der Nähe ein Shinto-Schrein steht.

Dann laufen wir auf schattigen Wegen um den Teich, aber immer schön langsam. Es gilt ja beispielsweise Kamelien zu suchen. Die blühen auch ohne Klimawandel im Winter. Ja, das könne man als Zeichen der Hoffnung sehen, wiederholt die Therapeutin den Kommentar von jemandem aus der Gruppe. Schließlich können wir auch einen Blick auf den Schrein erhaschen, der in einem Wäldchen versteckt ist.

Hinterher muss ich sagen, die Winterblues-Behandlung hatte eine spürbare Wirkung: Ich habe eiskalte Füße.