Ich bin dankbar, wie viele Menschen ich in diesem Jahr kennengelernt habe. New York sprüht für mich vor Inspiration – auch wenn sie manchmal rüde daherkommt und mich anblafft. Oder es total lustig findet, mit mir Verstecken zu spielen. Umso schöner, wenn ich New Yorkerinnen treffe, die mir Zeit schenken und zeigen, was sie ausmacht – und auch, was sie inspiriert.

New Yorkerinnen des Jahres

Kommt doch einfach mit auf einen kleinen Rückblick – und folgt den Links, wenn ihr noch weiter in den Hirnen und Herzen dieser Damen herumgeistern möchtet.

Was ich von New Yorkerinnen gelernt habe

1. Amerikaner haben keine Ahnung von gutem Essen? So ein Käse!

Anne Saxelby verkauft ausschließlich amerikanischen Käse – und inspiriert mich nicht nur zu einer Käseplatte (hmmm!), sondern Anne öffnet mir auch die Tür zur Welt der neuen Käsemacher und bringt mir das Verhältnis der New Yorker zum Essen viel näher als zuvor.

Anne Saxelby und der wahre American Cheese

 

2. Krokodilstränen schwemmen Rassismus nicht davon. Und “white guilt” machst du besser mal mit dir selbst klar.

Erinnert ihr euch an #BlackLivesMatter? Die Bewegung ist in New York weiterhin aktiv, leider aus gutem Grund. Im Frühjahr sprach ich mit Janinah Burnett über Polizeigewalt. Anlass dafür waren nicht Demonstrationen, sondern ein Liederabend, den die Opernsängerin produziert und zusammen mit zwei Kollegen aufgeführt hat.

Janinah Burnett – „Als Künstler haben wir die Pflicht, eine Stimme zu sein.“

 

3. Ob Suchen nervt oder begeistert, hast du selbst in der Hand. Buchstäblich.

Allyson Cohen inspiriert mich im Sommer dazu, über Suchen und Finden ganz anders nachzudenken als vorher. Sie sucht nämlich nicht immer mal wieder leise vor sich hinschimpfend ihre Brille (ha! Sie hat ja gar keine!), sondern folgt beim Suchen einer Leidenschaft. Als “Detecting Diva” hat sie sich damit einen Namen gemacht – und mir an einem New Yorker Strand beigebracht, wie ein Metallsuchgerät funktioniert.

Detecting Diva: “Ich mag das Suchen. Ich glaube, das ist ein Instinkt.”

 

4. Nicht nur das Plastik macht die allgegenwärtigen Wasserflaschen zum Problem.

Hoch hinaus hat mich Mary Jordan gebracht. Auf einem Dach an der Lower East Side haben wir uns ganz aus der Nähe Kunst auf einem Wasserturm angeschaut – die dort hinzubefördern, ist Marys Berufung. Sie inspiriert mich dazu, wirklich immer meine Metallwasserflasche auf meine Streifzüge durch die Stadt mitzunehmen (und nie, nie, nie Wasser zu kaufen). Und sie bestätigt leider auch einen unfeinen Zug an so manchen superreichen New Yorkerinnen.

Mary Jordan bringt Kunst auf Wassertürme

 

5. Geschmack spielt mit Schein und Sein. Besonders auf der Zunge.

Ich hätte jetzt auch nicht gedacht, dass ich mal aus reiner Neugier auf Tabletten herumkauen würde. Dazu hat mich Emma Boast angestiftet. Sie leitet das Programm des Museum of Food and Drink – und hat eine Ausstellung über Geschmack ausbaldowert. Ganz nebenbei verkörpert sie auch einen Mythos: ein Ehrenamt hat ihr einen Vollzeitjob eingebracht.

Emma Boast klärt die Geschmacksfrage

 

6. Ich kann Kreativität messen. Mit dem Bleistift.

Da weichen in New York allerlei kleine Läden den großen Ketten, und was macht Caroline Weaver? Sie eröffnet mit 24 einen Laden. Und zwar einen Bleistiftladen. Mich inspiriert das nicht nur dazu, den perfekten nicht-schmierenden Bleistift zu suchen, sondern ich schnalle auch ab, als ich erfahre, dass Caroline vorher schon zwei andere Unternehmen hatte.

Caroline Weaver: Ein Bleistiftladen für New York (und den Rest der Welt)

 

7. Ich muss fest und unerschütterlich bleiben in dem, was ich will.

Viele New Yorkerinnen haben ganz konkrete Pläne. Diane Majett zählt auch zu ihnen: In ihrem Kopf hat sie ein ganzes Museum fertig geplant. Davon bringt sie auch die Tatsache nicht ab, dass sie auf der Straße lebt. Manchmal besuche ich sie und ihren Kater Buttercup dort, und einmal hat sie mir erlaubt, sie zu interviewen.

Diane Majett: Obdachlos mit Häkelnadel

 

8. In New York liegen die Geschichten auf der Straße. Vor allem in den Querstraßen.

Betsy Polivy läuft den lieben, langen Tag durch Manhattan. Und zwar systematisch. Sie inspiriert mich dazu, viel öfter mal in die kleinen Läden zu schauen und mit den Menschen dort zu quatschen. Betsy hat sich das zur Aufgabe gemacht – und dokumentiert alles auf Manhattan Sideways. Einmal nimmt sie mich mit auf die Reise.

Betsy Polivy zeigt dir die (Quer-) Straßen von Manhattan