Rockaway: Surfbretter in New York

 

Die Surfbretter stehen da nicht einfach nur so zur Zierde. In Rockaway Beach, dem New Yorker Viertel mit dem längsten Stadtstrand der USA, wohnen viele Surfer.

 

Rockaway: Surfer in New York

 

Die gehen auch im eisigen Winter an den Strand und werfen sich in die Wellen. Um diese Jahreszeit haben sie nur wenige Zuschauer; im Sommer konkurrieren sich in diesem Strandabschnitt (um Beach 96 Street herum) die Menschen um ein auf Sand gebautes Paradies.

Offiziell beginnt die Saison aber erst mit dem Memorial Day Ende Mai. Nach Labor Day (Anfang September) ziehen dann die Rettungsschwimmer wieder ab, und das Schwimmen im Meer ist deshalb auch verboten. Hier gibt es immer wieder gefährliche Strömungen, die auch erfahrenen Schwimmern Probleme bereiten.

 

Strand im Winter: Rockaway Beach in New York

 

Aber das ganz große Problem liegt im Moment ganz woanders. Direkt vor meiner Nase nämlich.

 

Strand, Sand, aber keine Dünen am Rockaway Beach

 

Vor der Bank stört nicht nur der Maschendrahtzaun die Aussicht aufs Meer. Da türmt sich auch jede Menge Sand, und das sind nicht etwa Dünen. Genau an dieser Stelle treffe ich Eddy Pastore, den Co-President der Friends of Rockaway Beach. Praktischerweise kann er erklären, was es mit dem Sand auf sich hat.

Sandlieferung für Rockaway im Wettlauf gegen die Zeit

Das U.S. Army Corps of Engineers bringt nämlich neuen Sand nach Rockaway Beach, den die Soldaten aus dem Wasser des Rockaway Inlet gebaggert haben. Schließlich hat der Supersturm Sandy Ende Oktober 2012 viel Schaden an diesem wunderschönen, kilometerlangen Strand angerichtet und eine bizarre Landschaft der Zerstörung hinterlassen.

Da war bald auch schon deutlich zu sehen: Der Strand ist weg. Deshalb wurde bereits Sand aufgeschüttet, aber das reicht noch nicht. “Und wir sehen hier ein Problem: Was schon da ist, wird von Tag zu Tag dünner”, sagt Eddy Pastore. Er drängt darauf, dass schnell etwas geschehen muss – sonst sei die bisherige Mühe vergebens gewesen.

 

Rockaway Beach: größter Stadtstrand der USA

 

Das Foto täuscht. Das ist kein sanft abfallender Strand; wo die Fußabdrücke so abrupt aufhören, geht es tief hinab. Dieser Sandberg ist ein erster Versuch gewesen, die Erosion am Rockaway Beach aufzuhalten. Und irgendwann auch an diesem Teil des Strandes die Holzpromenade wieder aufzubauen, von der nur noch das Betonskelett übrig ist.

Weihnachtsbäume mit Zweitkarriere am Strand

Mit verschiedenen Mitteln versuchen Aktivisten und Soldaten, dem Sand Halt zu geben. Dazu gibt es zum Beispiel Dämmsäcke. Und auch Initiativen, die mit Hilfe von ausgemusterten Weihnachtsbäumen neue Dünen anlegen wollen – der Sand weht ins Nadelwerk hinein und türmt sich langsam, so die Hoffnung.

 

Neuer Sand für den Strand in New York

 

“Bis dieses Projekt aber hier anfangen kann, wird sicher noch ein Jahr vergehen”, schätzt Pastore. Und er macht sich Sorgen. Die U. S. Army wollte eigentlich bereits im Januar mit dem Sandaufschütten weitermachen, aber sie hat den Termin um mindestens einen Monat verschoben. “Unterdessen müssen wir zusehen, wie der Strand immer dünner wird”, sagt Pastore.

Dass es so schlimm sei, liege daran, dass im Jahr vor Sandy kein Wiederaufbau geleistet wurde. “Da hatten wir schon einen Sturm, Irene”, sagt er. “Und der hat dem Strand schon großen Schaden zugefügt.” Normalerweise bekomme Rockaway Beach dann Sandlieferungen. Denn Sandkrisen sind für diesen Strand nichts Neues. “Schon Bürgermeister Lindsay hat hier am Ende der Treppe zum Strand gestanden und musste tief nach unten springen”, sagt Pastore.

Die Flut geht schief!

Ein Grund für die Erosion liegt in der geografischen Lage dieses herrlichen Strandes: Im Gegensatz zu den meisten Stränden an der US-Ostküste zeigt er nicht nach Osten, sondern nach Süden. “Und das bedeutet: Die Flut kommt nicht von vorn auf den Strand zu, sondern sie verläuft seitlich. Sie spült den Sand sozusagen nach Breezy Point hinaus”, sagt Eddy Pastore.

Ich kann nicht sagen, ob ihm das Wortspiel bewusst ist. Die Flut läuft ja wirklich quer zum Strand, also “sideways”. Aber “going sideways” bedeutet auch: schiefgehen.

Dass diese Meeresbewegung jedenfalls der Grund für das Sandproblem ist, erklärt mir Eddy Pastore noch mit etwas anderem: Weiter oben am Strand steht der Boardwalk noch, da gibt es auch mehr Sand. Und das liege daran, dass man dort besser gegen die Gezeitenrichtung gerüstet sei. Dort ragen stabile Steinmolen weit ins Meer, die die Kraft der Gezeiten bremsen. Den Unterschied zwischen den Strandteilen sieht man in diesem Bild.

 

Rockaway Beachim Winter