Langen Tresen voller Kuchen, Torten, Teilchen, Keksen und Brot: So was gibt es in New York nun wahrlich nicht an jeder Ecke. Bäckereien wie in Deutschland sind hier selten. Umso erstaunlicher, wie oft ein Food-Hype sich um Backwaren dreht. Ich nenn das einfach mal Trend-Gebäck.

Die neueste Mode in puncto Essen ist durchaus eine Möglichkeit, New York zu erleben. Denn nicht nur die Liebe geht auf Reisen durch den Magen, sondern auch das Gefühl fürs fremde Lebensgefühl. Zu New York gehört die Freude am (auswärts) Essen und (Aus-) Probieren genauso wie das stoische Schlangestehen. Und natürlich schrecklich viel Fomo, also die Angst etwas zu verpassen (fear of missing out).

Immer wieder neue Foodie-Geheimtipps und “musst du probiert haben”-Gerichte machen in NYC die Runde in Insiderkreisen, auf Instagram und schließlich in Zeitschriften … in Übersee. Dann schwärmen Leute, die noch nie in New York waren, von Cronuts oder Rainbow Bagels. Mich beeindruckt auch, wie lange diese Begeisterung zuweilen anhält. Deshalb hab ich euch mal eine Übersicht gebastelt mit 6 Backwaren, die in New York für Warteschlangen gesorgt haben – und ihre Fans zum Teil bis heute halten.

Crofffle – Croffle House, 2020

Eine Mischung aus Croissant und Waffel? Diese Idee brachte der Patisseur Kooksu Kim von einem Besuch in Seoul mit. Während der Pandemie wurde der Croffle wohl auch deshalb ein Hit, weil viele Menschen versuchten, ihn zu Hause nachzumachen, und die Ergebnisse auf sozialen Netzwerken vorzeigten. Die Verkaufszahlen von Waffeleisen sollen während des Lockdowns ja eh beachtlich gewesen sein. Im Croffle House in Flushing (Queens) gibt es dieses Trendgebäck mit süßen und herzhaften Toppings, teils wenig überraschend (Erdbeeren und Schlagsahne), teils südkoreanisch inspiriert, wie etwa mit ang butter (Bohnenpaste und Butter) oder mit goguma mousse aus karamelisierten Süßkartoffeln.

http://crofflehouse.com/

Cookie Dough – DO, 2017

Ist Plätzchenteig jetzt der endgültige Gebäcktrend – oder aller Laster Anfang? Gesundheitliche Bedenken wischt dieser Wortspielladen – DO hört sich an wie dough (Teig) – mit dem Hinweis weg, es bestehe keine Salmonellengefahr und es sei auch kein Ei drin. Unter den Geschmacksrichtungen zählt Chocolate Chip Cookie Dough zu den Klassikern, gefragt ist aber auch Brookie, eine Mischung aus Brownie und Chocolate Chip. Gebackene Kekse hat der Laden im Greenwich Village übrigens auch.

https://www.cookiedonyc.com/

Eiswaffel in Fischform – Tayaki Ice Cream, 2016

Gebäck in Fischform war in Tokio schon vor mehr als 150 Jahren der letzte Schrei. Aber erst vor ein paar Jahren hat ein Laden namens Tayaki (japanisch für “gebackene Seebrasse”) im New Yorker Chinatown aufgemacht. Dort wird Softeis ins geöffnete Fischmaul gefüllt – mit Hilfe von Waffeln, die süß schmecken und süß aussehen.

https://taiyakinyc.com/

Cronut – Dominique Ansel Bakery, 2013

Dafür haben die Leute monatelang morgens um halb sechs Schlange gestanden: Eine Mischung aus Croissant und Donut, jeden Monat in einer anderen Geschmacksrichtung gefüllt. Den Namen “Cronut” hat sich der französische Star-Bäcker schützen lassen, seither tragen Imitate die seltsamsten Namen. Im Juli 2021 öffnete Dominique Ansel Workshop im Flatiron District, dort lässt sich Herr Ansel jetzt für neue Croissants in allen erdenklichen Formen feiern.

https://www.dominiqueanselny.com/

Rainbow Bagel – The Bagel Store, ca. 2000

Wann genau der erste regenbogenbunte Bagel in Brooklyn auftauchte, ist schwer zu sagen. Dazu ist sein Erfinder viel zu umtriebig: Scot Rossillo bezeichnet sich als den “obersten Bagel-Künstler der Welt” und beschert eben jener Welt Trend-Gebäck-Kandidaten vom Mac-and-Cheese-Bagel bis zum Cragel (einem Croissant-Bagel-Mix). Seine Rainbow Bagels sehen aus wie Knetgummi-Kringel und gehörten zu den Experimenten, die sich zunächst überhaupt nicht verkauften. Das änderte sich ab 2015 radikal. Rossillo schreibt die plötzliche Begeisterung für seine bunten Backwaren der Legalisierung der Homo-Ehe zu (so nennt ihr das auf Deutsch?!), außerdem einer Bestellung aus Promi-Kreisen. Das Gebäck in allen Farben des Regenbogens ist heute noch ein Liebling der Instagram-Gemeinde und hat viele Varianten von Cupcake bis Burger inspiriert.

https://www.thebagelstoreonline.com/

Trend-Gebäck von der Levain Bakery

Chocolate Chip Walnut Cookie – Levain Bakery, 1995

Chocolate Chip Cookies sind in den USA eigentlich nicht der Rede wert, so ähnlich wie Sonntagsbrötchen in Deutschland: Es gibt sie überall, auch als Aufbackteigwürste im Kühlregal. Aber diese speziellen Plätzchen haben ein kleines Imperium begründet und sorgen heute noch für Warteschlangen bei der Levain Bakery auf der Upper West Side oder einer der über ganz New York verteilten Filialen. Erfunden hatten die beiden Bäckerinnen Pam Weekes and Connie McDonald den Chocolate Chip Walnut Cookie eigentlich als Stärkung für ihr ganz persönliches Triathlontraining. Eine feiste Mahlzeit ist er in der Tat.

https://levainbakery.com/

Als Trend-Gebäck noch nicht im Internet landete

Und dann gibt es noch Gebäck, das so klassisch New York ist, dass es fast schon wieder ein Food-Trend ist. Bagels (ohne Regenbogen) zum Beispiel oder Pretzel, die an vielen Hotdog-Ständen erhältlichen Salzbrezeln. Und natürlich New York Cheesecake oder Black and White Cookies. Hinter diesen beiden süßen Backwaren stecken Geschichten, die ich schon längst für euch aufgeschrieben hab.