New York-Poesie aus der Schreibmaschine

Da hängt jede Menge vollgeschriebenes Papier herum, und nicht einfach nur so. Es ist das Unterbewusstsein der Stadt. Das ist jedenfalls die Idee dahinter. Und das Beste ist: Wer grad in New York ist, kann es beeinflussen. Huuuuu. Das klingt zwar ganz schön esoterisch, klappert in Wirklichkeit aber ganz profan.

Steht ein Häuschen mit Schreibmaschine drin in einer Halle. Drumherum hängen Sachen an den Wänden. Achtung, Kunst! Da könnte ich jetzt stundenlang drumherum pirschen, aber auf diese Entdeckung bin ich nicht zufällig gestoßen, ich weiß, was dahintersteckt. Und die netten Leute bei Pen + Brush halten damit auch nicht hinterm Galerierezeptionistinnentresen. Also ran an die Tasten.

Ich hätte mir mal lieber ein Bonmot ausdenken sollen. Die Leute vor mir haben lustig Schlagabtausch – oder besser gesagt: Anschlagabtausch – betrieben, und jetzt sitz ich auf dem Schemel und zucke zusammen. Die Schreibmaschine des Typewriter Project ist laut.

Das bin ich von der Computertastatur gar nicht mehr gewohnt. Und an den Anschlag muss ich mich auch erst mal gewöhnen. Und nein, ich zeige euch nicht, was ich zu Papier gebracht hab – vor lauter Faszination für die langen Papierschlangen habe ich glatt vergessen, mein eigenes Werk festzuhalten.

Das Schreibgerät des Typewriter Project wirkt nur so altmodisch. In Wahrheit steckt eine extra dafür gemachte USB-Technik drin, die jeden Tastenanschlag registriert, speichert und online ausspuckt (übrigens in sehr schöner Typografie). Die Inspiration dahinter, ganz viele Menschen etwas auf ein Blatt schreiben zu lassen beruht auf Exquisite Corps, einem schrägen literarischen Spiel, bei dem mehrere Autoren zu einem Gedicht beitragen.

Im Typewriter Project können alle schreiben, was sie wollen. Stephanie Berger und Nicholas Adamski, die dieses Projekt ausgedacht haben, hoffen aber schon drauf, dass sich viele von dem inspirieren lassen, was sie auf dem Papier sehen – nämlich alles andere als ein weißes Blatt.

Das Typewriter Project ist ein fortlaufendes Projekt der Poetry Society of New York und des New York City Poetry Festival. Im Moment ist es noch bis zum 7. März 2016 bei Pen + Brush zu sehen (29 East 22nd Street, Flatiron District).