Neulich habe ich euch den Brunnen gezeigt, mit dem New York anzeigt, wie kalt es ist. Aber das hat offenbar nicht gereicht. Da kamen allerlei Fragen bei mir an, und möglicherweise liegt das daran, dass auf den sozialen Netzwerken allerlei Bilder kursieren, die nicht aktuell sind oder nicht aus New York City.
Bei uns hat es geschneit, aber längst nicht so viel wie anderswo (ungefähr 20 Zentimeter), und nachdem sich das Gestöber mit sehr geringen Sichtweiten gelegt hatte, sanken die Temperaturen rapide, und der Wind war kein Wind mehr, sondern Sturm. Frostbeulen nach 30 Minuten, warnte der Wetterbericht. Aber schön:
Das Foto ist von Freitag. Unter Null war es in New York sowieso schon mehr als eine Woche lang. Da liegt dann nicht nur dekorativer Schnee auf dem Boden. Auch Fensterscheiben haben etwas abgekriegt.
Das ist der Blick von einer Staten Island Ferry zur anderen – durch eine Mischung aus Dreck und Eis. Im Hafen sah das Wasser undurchsichtig grün aus, aufgewühlt und wellig vom fieskalten Wind. Fehlten eigentlich nur Seehunde, die auf Eisschollen vorbeigondeln. Aber so was gibt es im New Yorker Hafen nicht.
Wenn es lange genug kalt ist in New York, gefrieren allerdings die Flüsse. Sie frieren nicht komplett zu, aber das macht das Naturereignis nur umso schöner, finde ich. Da tritt selbst die Freiheitsstatue in den Hintergrund.
Weil Flüsse immer im Fluss sind, ist das mit dem Gefrieren nicht so einfach. Bei 4 Grad Celsius ist Wasser am dichtesten, Eis ist vergleichsweise luftiger – und Geschwappe sorgt für Brüche. im Hudson River und im East River kommt noch etwas hinzu: Salz.
Hudson und East River gehören zu einem Ästuar. Denn nicht nur Kreuzfahrtschiffe und Schlepper kommen vom Meer aus die beiden Flüsse hochgeschippert, sondern auch Salzwasser und die Flut. Weiter nördlich auf dem Hudson, wo es oft noch kälter ist als in New York und auch die Strömungen durch die Gezeiten nicht mehr so stark sind, friert der Fluss schon mal ganz ordentlich, und da kann es passieren, dass die Eisschollen in zwei Richtungen schwimmen: Mit dem Süßwasser von der Quelle flussabwärts und mit dem Salzwasser und der Flut flussaufwärts.
Das kann ich an diesem Pier in Downtown Manhattan nicht beobachten. Aber etwas anderes: die Sache mit der Spitze des Eisbergs. Die Eisscholle mit dem Berg obendrauf zeigt, wie sich Schichten bilden, wenn Wasserbewegung Eisschollen übereinanderschiebt – und wie viel mehr unter der Oberfläche schwimmt.
Jetzt möchte ich auch mal sehen, wie sich die Eisschollen im Hudson begegnen – vielleicht sogar mit einem blinden Passagier. Eisbären fahren dort natürlich nicht mit, aber Adler und Seehunde (auf separaten Eisschollen, versteht sich). Eines Tages werde ich mal einen Ausflug den Hudson hoch machen, um mir das Spektakel anzuschauen.
Einstweilen spendiere ich Eindrücke von unserem ersten Wintereinbruch im Jahr 2018, allesamt fotografiert am Sonntag. Morgen kommt Tauwetter.
In diesem coolen Gebäude ist nicht etwa ein Museum beheimatet, sondern Streusalz. Und zwar ganz nah am Hudson.
Der Blick über den Hudson in Richtung New Jersey.
Gegen die Sonne sieht es aus wie eine geschlossene Eisfläche. Das täuscht aber gewaltig.
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Janett
Januar 8
WOW! Da bekomm ich sofort Lust auf einen Besuch im kalten New York.
Danke für die Eindrücke!
LG Janett
Petrina Engelke
Januar 8
Danke, liebe Janett!
Ein Besuch in New York im Frost ist toll – du solltest dich nur drauf einstellen, viele Pausen in geheizten Räumlichkeiten zu machen (ggf. vorher eine Route mit Cafés, Galerien, Läden etc. raussuchen). Obwohl es gestern wärmer war (nur noch -8 Grad und viel weniger Wind Chill als am Samstag), wird es doch relativ schnell unangenehm beim Fotografieren, trotz beachtlicher Schichtkleidung und Gesichtsschutz. Da schmeckte mir der heiße Tee hinterher besonders gut!
Liebe Grüße
Petrina
Monika und Petar
Januar 11
Hallo Petrina,
die Eisschollen auf dem Hudson River sehen ja beeindruckend aus. Ich kenne New York zwar ganz gut. Schließlich habe ich 17 Jahre lang dort immer wieder gearbeitet. Aber im Winter war ich noch nie da. Bei Deinen Fotos bekomme ich richtig Lust, mir das auch mal anzuschauen.
Liebe Grüße,
Monika
Petrina Engelke
Januar 11
Hallo Monika,
New York im Winter kann ein ganz schönes Spektakel sein. Manchmal findet man sich unvermittelt mittendrin! Der Begriff “Schneematschpfützen” sagt dir sicher auch etwas … ;-) Ich hoffe, du schaffst es trotzdem eines Tages im Winter nach New York – die passende Kleidung dürfte dir als Reiseprofi ja quasi von allein in den Koffer fallen.
Liebe Grüße nach Bayern
Petrina