Neulich habe ich euch den Brunnen gezeigt, mit dem New York anzeigt, wie kalt es ist. Aber das hat offenbar nicht gereicht. Da kamen allerlei Fragen bei mir an, und möglicherweise liegt das daran, dass auf den sozialen Netzwerken allerlei Bilder kursieren, die nicht aktuell sind oder nicht aus New York City.

Bei uns hat es geschneit, aber längst nicht so viel wie anderswo (ungefähr 20 Zentimeter), und nachdem sich das Gestöber mit sehr geringen Sichtweiten gelegt hatte, sanken die Temperaturen rapide, und der Wind war kein Wind mehr, sondern Sturm. Frostbeulen nach 30 Minuten, warnte der Wetterbericht. Aber schön:

Winter 2018 Guggenheim

Das Foto ist von Freitag. Unter Null war es in New York sowieso schon mehr als eine Woche lang. Da liegt dann nicht nur dekorativer Schnee auf dem Boden. Auch Fensterscheiben haben etwas abgekriegt.

Winter 2018 Eis Hafen

Das ist der Blick von einer Staten Island Ferry zur anderen – durch eine Mischung aus Dreck und Eis. Im Hafen sah das Wasser undurchsichtig grün aus, aufgewühlt und wellig vom fieskalten Wind. Fehlten eigentlich nur Seehunde, die auf Eisschollen vorbeigondeln. Aber so was gibt es im New Yorker Hafen nicht.

Wenn es lange genug kalt ist in New York, gefrieren allerdings die Flüsse. Sie frieren nicht komplett zu, aber das macht das Naturereignis nur umso schöner, finde ich. Da tritt selbst die Freiheitsstatue in den Hintergrund.

Winter 2018 Eis Hudson

Weil Flüsse immer im Fluss sind, ist das mit dem Gefrieren nicht so einfach. Bei 4 Grad Celsius ist Wasser am dichtesten, Eis ist vergleichsweise luftiger – und Geschwappe sorgt für Brüche. im Hudson River und im East River kommt noch etwas hinzu: Salz.

Hudson und East River gehören zu einem Ästuar. Denn nicht nur Kreuzfahrtschiffe und Schlepper kommen vom Meer aus die beiden Flüsse hochgeschippert, sondern auch Salzwasser und die Flut. Weiter nördlich auf dem Hudson, wo es oft noch kälter ist als in New York und auch die Strömungen durch die Gezeiten nicht mehr so stark sind, friert der Fluss schon mal ganz ordentlich, und da kann es passieren, dass die Eisschollen in zwei Richtungen schwimmen: Mit dem Süßwasser von der Quelle flussabwärts und mit dem Salzwasser und der Flut flussaufwärts.

Das kann ich an diesem Pier in Downtown Manhattan nicht beobachten. Aber etwas anderes: die Sache mit der Spitze des Eisbergs. Die Eisscholle mit dem Berg obendrauf zeigt, wie sich Schichten bilden, wenn Wasserbewegung Eisschollen übereinanderschiebt – und wie viel mehr unter der Oberfläche schwimmt.

Winter 2018 Eis Hudson

Jetzt möchte ich auch mal sehen, wie sich die Eisschollen im Hudson begegnen – vielleicht sogar mit einem blinden Passagier. Eisbären fahren dort natürlich nicht mit, aber Adler und Seehunde (auf separaten Eisschollen, versteht sich). Eines Tages werde ich mal einen Ausflug den Hudson hoch machen, um mir das Spektakel anzuschauen.

Einstweilen spendiere ich Eindrücke von unserem ersten Wintereinbruch im Jahr 2018, allesamt fotografiert am Sonntag. Morgen kommt Tauwetter.

Winter 2018 Eis New York

In diesem coolen Gebäude ist nicht etwa ein Museum beheimatet, sondern Streusalz. Und zwar ganz nah am Hudson.

Winter 2018 Eis Hudson

Der Blick über den Hudson in Richtung New Jersey.

Winter 2018 Eis New York

Gegen die Sonne sieht es aus wie eine geschlossene Eisfläche. Das täuscht aber gewaltig.

Winter 2018 Eis Hudson

 

Mehr solcher Geschichten aus New York? Melde dich für die Wochenschau an.