Follow the money“, sagen sie, wenn sie schmutzige Geschäfte aufdecken wollen. Da ich mir aber eine saubere Sache vorgenommen habe, folge ich eben der. Dem Wasser. Und laufe über ein fast 200 Jahre altes Äquadukt und die dazugehörige High Bridge.

Aqueduct Walk Bronx

Vor einer Weile hatte ich erklärt, wie das Trinkwasser nach New York kommt (und was drin ist). Jetzt erlaufe ich mir die Geschichte des kalten, klaren Wassers, für das die Stadt bekannt ist. Dieses Wochenende ist Jane’s Walk – da feiern viele Städte in aller Welt die Aktivistin Jane Jacobs mit Stadtspaziergängen – und der bringt mich zum Aqueduct Walk in die Bronx.

Als New York sich noch unterhalb der 14th Street in Manhattan konzentrierte, war es schon groß genug für ein typisches Stadtproblem: Sauberes Wasser war Mangelware. Die Teiche und Grundwasserbrunnen waren verschmutzt, Krankheiten wie Gelbfieber und Cholera breiteten sich aus, und so ging das nicht weiter. Die Stadtverwaltung einigte sich darauf, frisches Wasser von anderswo zu beschaffen – und griff dafür tief in die Tasche, weil Zukunft sich nicht auf ein Flickwerk aus Provisorien bauen lässt.

Wasser aus dem Croton River kommt nach New York

Sie ließ eine 66 km lange Wasserleitung vom Croton River bis tief in Manhattan bauen, die so geneigt war, dass das Wasser ohne Pumpen zur Großstadtbevölkerung fließen würde. Binnen fünf Jahren bauten unzählige irische Arbeiter dieses aqueduct. 1842 war es fertig.

Aqueduct Walk Bronx Wasser New York

Ein mit Mauerwerk ummanteltes Eisenrohr von 2,60 Metern Höhe und 2,30 Metern Breite liegt immer noch, wo es war. Das ist Handwerkskunst, was?

Aqueduct Walk Croton Water

Weite Teile sind heute begehbar und rundherum ein bisschen begrünt. Wir marschieren den Aqueduct Walk ungefähr drei Meilen lang in der Bronx entlang. Dem Weg des Wassers folgend landen wir dann unweigerlich im Norden Manhattans.

Das in den 1950er Jahren stillgelegte Äquadukt führt Wasser übers Wasser. Manhattan ist eine Insel, ihr erinnert euch? Und deshalb laufen wir über die High Bridge, die älteste Brücke von New York City.

High Bridge Bronx

Keine zwanzig Jahre nach dem Bau wollten die New Yorker mehr Wasser in ihrer Stadt, und die Leitung auf der Brücke wurde verbreitert. Bei der Gelegenheit verlegten die Arbeiter auch gleich noch ein hübsches Pflaster – und machten 1864 die High Bridge zur High Line ihrer Epoche: herrlich zum Flanieren. Da schnitten ja auch noch keine Autobahnen die Bronx und Manhattan vom Fluss ab.

High Bridge Bronx Manhattan

Unter uns fließt heute kein Trinkwasser mehr durch, aber tief unten kräuselt sich natürlich immer noch der Harlem River. Die High Bridge, die früher passenderweise Aqueduct Bridge hieß, war lange Zeit gesperrt.

Erst vor wenigen Jahren hat die Stadt sie renoviert und für die Öffentlichkeit geöffnet. Das Pflaster ist neu, aber keine neue Idee. Auch früher schon war die Wasserleitung so gebaut, dass das Wasser im Tunnel auf der Brücke über dem Wasser floss.

Das könnt ihr euch jetzt mal durch den Kopf gehen lassen.

High Bridge Wassermarsch