Das ist nicht irgendein Waggon. Seit fast einem Jahr steht er in New York, an der Südspitze Manhattans. Er ist alt und einer von vielen. Ungefähr 120.000 solcher Waggons wurden zwischen 1910 und 1927 gebaut, und die Deutsche Reichsbahn hat damit Güter und Vieh transportiert. Zwischen 1940 und 1945 wurden eben jene Waggons für Deportationen benutzt: Bis zu 80 Menschen wurden in die rund 20 Quadratmeter gezwungen und in Konzentrations- und Vernichtungslager gefahren.

Systematisch begingen die Deutschen an den europäischen Juden einen Völkermord, der auf dem vom NS-Regime propagierten und in der Bevölkerung verbreiteten Antisemitismus gründete. Sechs Millionen Juden starben. Auch Sinti und Roma, Homosexuelle und politische Gegner des Hitler-Regimes wurden von den Nazis verfolgt, gefoltert und ermordet.

Der Waggon, der hier in New York steht, ist Teil einer Ausstellung im Museum of Jewish Heritage, vor dessen Eingang extra Schienen verlegt wurden: “Auschwitz. Not long ago. Not far away.”

Die Vergangenheit ist nicht weit weg, weder zeitlich noch räumlich. Dieses Thema habe ich mir in einer neuen Folge meines (wiederbelebten) Podcasts “Notizen aus Amerika” angeschaut. Sie heißt “American Trauma“, und der Name … ihr wisst schon. Da bin ich vielleicht auf etwas gestoßen!

Dazu gehört natürlich auch die Frage, welche Rolle der Holocaust in der amerikanischen Kultur spielt. Spoiler alert: eine sehr große Rolle. Gerade heute, wie ich auch durch die beiden Gäste erfahre, die sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit Holocaust, Trauma und Amerika befassen: Susanne Rohr ist Amerikanistik-Professorin und Literaturforscherin (und hat mir unter anderem einen Berg voller relativ neuer Romane auf die Leseliste gepappt) und Bea Hollander-Goldfein ist Psychologin und Trauma-Spezialistin und erforscht seit 30 Jahren die Familien von Holocaust-Überlebenden in den USA. Und dann … ach, statt euch das aufzuschreiben, würde ich mich viel mehr darüber freuen, wenn ihr zuhört. Das geht zum Beispiel auch auf der nagelneuen Website von “Notizen aus Amerika“.

Wenn ihr dieses Jahr in New York zu Gast seid: Die Ausstellung “Auschwitz. Not long ago. Not far away.” läuft noch bis zum 20. August 2020. Mehr darüber findet ihr hier.