Yohah Schimmel Knish Bakery

 

So sah sie dereinst aus, die Yonah Schimmel Knish Bakery auf der Lower East Side. Charlie Chaplin läuft heute ebensowenig im Kino nebenan, wie ein Kaffee hier zwei Cents kostet. Aber der Laden, der existiert noch. Mit derselben Ware wie vor mehr als hundert Jahren: Knish.

Was ist ein Knish?

Ein klobiger Klumpen landet auf dem Teller. Unter einer dünnen Teighülle steckt traditionell Stampfkartoffel, dazu können noch andere Zutaten kommen – etwa grob geschredderter Buchweizen (Kasha) oder Gemüse.

Das Rezept stammt aus der osteuropäisch-jüdischen Küche, woher genau, darüber streiten sich die Gastropedanten. Polen, sagen viele, Russland, einige andere – und Yonah Schimmel kam aus Rumänien.

 

Knish mit Rotkohl

 

Das ist ein Knish mit Rotkohl. Es gibt auch welchen mit Brokkoli, der sicher nicht schon 1890 auf der Speisekarte stand. Aber das Grundrezept soll immer gleichgeblieben sein, heißt es. Zuerst bot Yonah Schimmel die Backwaren seiner Frau in Coney Island mit einem Handkarren feil, bis er das Geld für einen kleinen Laden zusammenhatte.

Den eröffnete der rumänische Einwanderer zusammen mit seinem Vetter Joseph Berger, der den Laden später übernahm. Yonah Schimmels Namen – inklusive Schreibfehler (der selbst in dem kleinen Kunstwerk im Laden enthalten ist, das ihr im Foto oben seht!) – ließ er draußen stehen. Dort prangt er heute noch.

Attraktionen: Speisenaufzug und Promis

Und auch drinnen hat sich wenig verändert. Es gibt elektrischen Strom, aber auch noch den Speisenaufzug von anno tuck, über den tatsächlich die Knishes aus der Kellerküche herbeischweben in den Laden, in den Yonah und Joseph 1910 innerhalb derselben Straße umgezogen waren.

 

Speisenaufzug bei Yonah Schimmel

 

Oben wärmt mir ein hispanischer Mitarbeiter meinen Knish in der Mikrowelle auf. Puristen meckern, dass es anderswo bessere Knishes gibt. Aber dafür müsste ich dann in die Bronx gurken. Und pappsatt machen die Dinger hüben wie drüben.

 

Rotkohl-Knish

 

Quasi neben dem Speisenaufzug verdrücke ich diese einfache Mahlzeit, Besteck steht jeweils am Ende der langen Tische, und dahinter hängen die ganzen Fotos der Leute, die hier waren und wichtig genug, um verewigt zu werden. Auf den ersten Blick erkenne ich niemanden, dann fällt mir auf, dass so einige Politiker darunter sind.

 

Fotowand bei Yonah Schimmel

 

Aber auch Barbara Streisand zählt zu den Promigästen. Und Woody Allen. Der hat hier auch schon einmal gedreht. Das wiederum zieht manchmal Touristen an, die nicht ein Stückchen weiter die Straße herunter zu Katz’s Delicatessen gehen (wo die berühmte “Ich hätte gern das, was die Dame dort ist”-Szene aus “When Harry Met Sally” spielt).

Yonah Schimmel’s Knish Bakery, 137 East Houston Street (zwischen 1st und 2nd Avenue), Lower East Side, tagsüber geöffnet (bis ungefähr 19 Uhr).

 

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