In New York ist mal wieder was los! Nicht nur, dass neuerdings alle paar Tage ein Sturmtief einen Haufen Schnee über uns ausschüttet. Wir sprechen auch über ein Häschen, einen teuren Tunnel, ein international bekanntes Gesicht bei der Gouverneurswahl und leider auch über dramatische Todesfälle, die (auch) mit Tourismus zu tun haben.

Im Schneesturm fahren Alkoholzüge!

Während ich euch die Nachrichten aufschreibe, schneit es wie hulle. Zum vierten Mal binnen kürzester Zeit fegt ein Nor’Easter über New York hinweg, und bei dem windigen Geheul dachte ich erst, ich höre nicht recht. Aber doch, die Bahn setzt alcohol trains ein! Das sind nicht etwa Speisewagen für Flüssigkalorien, sondern mit Spezialgerät ausgestattete Züge, die Gleise enteisen sollen. (Nachlesen bei NBC)

Der Präsident entwickelt Tunnelblick

Wenn ihr mit dem Zug von Manhattan nach New Jersey rauscht, geht es im Tunnel unter dem Hudson River hindurch. Doch die Tunnel sind alt, und der Hurrikan Sandy (2012) spielte ihnen übel mit – ständig gibt es Verspätungen, weil wieder einmal die Mechanik im Tunnel versagt. Deshalb planen New York und New Jersey eine Generalüberholung, bei der auch gleich ein weiterer Tunnel gebaut werden soll: das Gateway Project. Unter Obama hat die Bundesregierung zugesagt, die Hälfte der Kosten zu tragen, New York und New Jersey sollten gemeinsam die andere Hälfte stemmen. Doch der jetzige Präsident, der eigentlich lauthals Infrastrukturverbesserungen wie diese versprochen hatte, stemmt sich gegen die demokratischen Politiker, die in Washington für das Gateway Project kämpfen – und will es aus dem Haushalt gestrichen sehen. Ein weiterer Grund für Zurückhaltung sind aber auch die aufgeblasenen Kosten. Da wiederum sehen einige Experten einen Ansatz, um die Bahntunnel unabhängig von Trumps Launen renovieren zu können. (Meinungsartikel nachlesen bei City Lab)

Sex Politics and the City – Cynthia Nixon will Gouverneurin von New York werden

Wo kündigt ein TV-Star den Einstieg in die Politik an? Na, offenbar auf Twitter. Cynthia Nixon, die Miranda aus der längst im Archiv verschwundenen, aber mit hartnäckigen Fans behafteten Serie “Sex and the City”, will zur Gouverneurswahl im Bundesstaat New York gegen Amtsinhaber Andrew Cuomo antreten. Bei ihren ersten Auftritten konzentriert sie sich auf Themen wie Bildungschancen, U-Bahn-Reparaturen und Mietpreise. Der regierende Gouverneur sowie eine wichtige Fürsprecherin aus der Demokratischen Partei tun Nixon sogleich als inkompetent und als Phänomen jenseits der wahren Politik ab. (Bericht vom ersten Wahlkampfauftritt und Video und Text zur Reaktion des Gouverneurs bei amNY )

Tödlicher Hubschrauberunfall hat Folgen für Tourismus-Nische

Monatelang war mein Instagram-Feed voller Bilder von Schuhen über New York. Sie alle gehen auf einen Dienstleister zurück, der Flüge im offenen Hubschrauber (mit abmontierten Türen) anbietet. Zuvor hatten sich nur Profifotografen ins dazugehörige Sicherheitsharness geschnallt, das man im Notfall mit einem scharfen Messer durchschneiden muss. Nun durften auch Touristen so knipsen – und nicht nur jeweils einer, sondern gleich eine ganze Reihe. Bei einem solchen Flug versagte der Motor, und nach der Notlandung auf dem East River kippte und sank der Hubschrauber schnell. Der Pilot konnte sich in Sicherheit bringen, aber die fünf Passagiere ertranken; Taucher mussten sie aus ihren Gurten schneiden. Die US-Flugsicherung verbot daraufhin vorerst alle doors-off-Flüge. In New York brachte der Unfall weitere Probleme mit Touristenhubschraubern an die Oberfläche. (Erstes Video und ausführlicher Bericht bei CNN; Meinungsstück zu Touristenhubschrauberfragen nachlesen in der New York Times)

Chelsea Market für alle?

Der Chelsea Market zählt zu den Touristenattraktionen Manhattans: Mehr als 500.000 Menschen pro Monat schlendern durchs Erdgeschoss der ehemaligen Keksfabrik, laben sich an den reichhaltigen Imbissen und freuen sich an Geschäften und Industriedekor. Deshalb runzelte sich erst einmal eine Sorgenfalte durch die Gemeinde, als Betreiber Jamestown verkündete, er habe das Gebäude an Google verkauft. Doch schon folgt der nächste Streich: Das Geld investiert Jamestown in weitere Projekte nach dem Muster der Urmutter der beliebten food halls – offenbar schielen die Chelsea Market-Kopierer auch nach Europa. (Nachlesen bei Grub Street)

Geldsorgen wegen Uber und Co. – Taxifahrer bringt sich um

Die Taxilizenzen in New York sind abgezählt. Deshalb war die so genannte taxi medallion, die Nicanor Ochisor im Jahr 1989 erstanden hatte, auch eine Geldanlage für später. Ein Vierteljahrhundert lang fuhr er sein eigenes Taxi täglich 10 bis 12 Stunden, seine Frau übernahm dann für die ganze Nacht, und so erarbeiteten sie schließlich ein Haus – mit Hypothek. Dann kamen Fahrdienstvermittler wie Uber und Lyft nach New York und zogen massiv Fahrgäste ab. Plötzlich verdiente Ochisor deutlich weniger, seine lange Schicht reichte kaum, um die Taxikosten zu begleichen. Und die taxi medallion, die beim Hauskauf als Sicherheit gedient hatte, schmolz im Wert dahin, es drohte die Zwangsversteigerung. Am Freitag nahm Ochisor sich einen Strick. Es ist bereits der vierte Taxifahrerselbstmord binnen vier Monaten. (Nachlesen in der New York Post)

Polit-Häschen – ja ist denn schon Ostern?

Late Night Comedians sorgen beinahe täglich für Gesprächsstoff, und natürlich sind viele New Yorker stolz drauf, dass einige der Besten ihre Shows in der Stadt aufzeichnen. Diese Woche hat es “unser” John Oliver mit einem Coup sogar in die Buchpresse geschafft: In “Last Week Tonight” am Sonntag nahm er den ultrakonservativen Vizepräsidenten Mike Pence aufs Korn. In der Sendung zeigt unter anderem dessen frauen- und schwulenfeindliche Reden. Zum Schluss erwähnt John Oliver nicht nur, dass Pences Gattin und Tochter am Montag gemeinsam ein Büchlein über das Familienkarnickel veröffentlichen würden, sondern er kündigt sein eigenes Buch über das Häschen an – darin ist es allerdings schwul. Das Buch schoss binnen kürzester Zeit bei Amazon auf Platz 1, seine Erlöse gehen an zwei Wohlfahrtsorganisationen. (“Last Week Tonight”-Ankündigung des Buchs auf Youtube anschauen)