Ich muss mal. Dabei spielt jetzt Brute Force, ich will meinen Lieblingssong “To Sit On A Sandwich” nicht verpassen und ich habe einen Platz, an dem ich sehen und sogar sitzen kann. Ein Typ namens Easy Bob verspricht, mir den Platz freizuhalten. Und er wünscht mir Glück. Er ist von hier aus schon zweimal zur Bar gegangen und hat es immer geschafft.

Um zum Klo zu kommen, muss ich erst mal aus dem Back Room raus, einen schmalen, kurzen Flur entlang zur Bar, wo ich mich zwischen Bar und Sitzecken durchdrängeln muss bis ganz nach hinten. Es ist brechend voll. Freddy’s Bar and Back Room feiert heute Wiedereröffnung. Die Kneipe mit dem Prohibitionszeit-Touch musste vor fast einem Jahr schließen – in Prospect Heights in Brooklyn wurden viele Haus- und Grundbesitzer enteignet, weil dort ein Bauprojekt namens Atlantic Yards geplant war. Dass Freddy’s jetzt zwanzig Blocks entfernt in South Slope ein neues Zuhause gefunden hat (mit vielen alten Einrichtungsgegenständen aus den alten Räumlichkeiten), zieht eine Mischung aus alten Haudegen und jungem Gentrifizierervolk an. Da muss ich durch.

Die beiden Toiletten werden unisex benutzt. Ich finde heraus, wer der letzte in der Wartegruppe ist. Der schaut sich um, entdeckt dabei im Augenwinkel etwas und zeigt unter die Decke:

Endlich bin ich an der Reihe. Nicht mit gucken, wohlgemerkt, hier gibt es gar keine Kabinen, sondern Einzelklos. Die frisch gestrichenen und liebevoll verzierten Toilettenwände sind bereits wenige Stunden nach der Eröffnung beschriftet. Es geht das Gerücht, dass jemand an der Bar Filzschreiber rausgerückt hat.

Freddy’s Bar and Backroom, 627 Fifth Avenue, Brooklyn.

Über den aktuellen Stand von (und die Proteste gegen) Atlantic Yards informiert ein Watchblog namens Atlantic Yards Report.