Gowanus Canal Brooklyn

 

Ach, das sieht so idyllisch aus: Der Gowanus Canal in Brooklyn liegt tiefblau mit frechen Kräuseln da, sobald die Wolkendecke aufreißt und sich eitel spiegelt. Aber unter dieser Oberfläche lauert ein dunkles Kapitel New Yorker Geschichte.

 

Gowanus Canal Brooklyn

 

Schon auf der Oberfläche des Kanals schwimmen die unterschiedlichsten Warnhinweise. Hier, fast an seinem Ende, werfen etwa seltsame Leitungen mit signalfarbenen Bojen Fragen auf. Und eine erste Antwort dümpelt ein paar Meter weiter.

 

Abwasser und Giftstoffe im Gowanus Canal

 

Früher einmal war diese Gegend hier Marschland. Dann kamen Holländer, die mit Windmühlen die erste Industrie ansiedelten. Sie nutzten das Wasser  indem sie einen Damm mit Schleusen bauten – nach der Flut ließen sich so dann mit der Wasserkraft die Mühlräder antreiben. Weitere Europäer kamen in die Kolonie, dann die Unabhängigkeit und schließlich ein Mann mit der Vision, irrsinnig reich zu werden.

Der Eisenbahnmagnat Edwin Litchfield erkannte das Potential des bis dato noch natürlichen Gowanus, kaufte jede Menge Land drumherum und versuchte ab 1847, den Creek zum schiffbaren Kanal ausbaggern zu lassen. Etwa 20 Jahre später kam die passende Gesetzgebung dazu, und Litchfield feuerte mit Stegen und Gebäuden die industrielle Nutzung an, die sein Land zu einer Goldgrube machten – den Wasserweg allerdings zur Giftbrühe.

 

Gowanus Kanal Abwasserrohl

 

Sowohl Industriemüll als auch Abwasser liefen in den Gowanus-Kanal. Schon damals war er für seinen Gestank bekann; kurz vor der Jahrhundertwende wäre er deshalb beinahe trocken gelegt worden. Viele zweifelhafte Entscheidungen später sind wir in der Gegenwart angelangt, wo ein neuer Flushing Tunnel gebaut wird (vorher ist schon einer kaputtgegangen). Er soll dafür sorgen, dass ein Teil der angesammtelten Gift- und Kackreste weggespült werden.

Verseucht bleibt der Gowanus Canals trotzdem. Black Mayonnaise, also schwarze Mayonnaise, nennen die New Yorker Umweltbehörden die teils meterdicken, zähflüssigen Ablagerungen auf dem Grund des Kanals. Oben drüber sieht es – gerade im Winter, wenn die Kälte die Geruchsentwicklung hemmt – aber doch so idyllisch aus.

 

Brücke Gowanus Canal

 

Das sehen auch die Litchfields von heute. Neben dieser Brücke über den Gowanus Canal soll ein zwölfstöckiges Haus voller Luxuswohnungen gebaut werden. Wie die Erlaubnis dafür zustande kam, liegt im Dunkeln. Und nicht nur Immobilienspekulanten zieht es an den Gowanus.

Früher machte Brooklyn Yard auf dem Gelände neben dem Kanal die herrlichsten Hipster-Partys. Manchmal konnte man dabei zuschauen, wie die Brücke zur Seite fährt – das tut sie immer noch, am Gowanus Canal sitzt schließlich noch immer eine Menge Industrie. Autofahrer müssen auf der Brücke allerdings schön langsam fahren.

 

Brücke Carroll Street Gowanus

 

Einen ausführlichen – und ganz schön unheimlichen – Artikel über die Stoffe unter der Wasseroberfläche hat Dan Nosowitz geschrieben: What Would Happen if you Drank Water from the Gowanus Canal?