Es ist besetzt, ich muss warten. Eine ältere Frau steht vor mir an. Sie dreht sich zu mir um, lächelt und sagt: “Die da hinten in der Ecke sind ganz schön laut. Weltmeisterschaftsfieber, nehme ich an.” Ich nehme an, sie erwartet, dass wir jetzt gemeinsam jammern. Aber ich sage: “Oh, mit denen bin ich hier.” Das stimmt nicht so ganz. Da haben sich zwei Typen dazugesellt, von denen jeder dachte, einer der anderen kenne sie. Und ich finde auch, dass die beiden Brüder viel zu laut sind, wie sie uns allen erzählen, sie seien die schwarzen Iren, aus Südirland, aber in Wirklichkeit sind sie in New York geboren (ihre Mutter kam seinerzeit mit 20 Dollar in der Tasche her). Aber wenn ich der Lady das erzählte, würde es auch nichts nutzen. Sie schaut auf die Tür, als könne sie sich mit Hypnose öffnen. Als ich zurückkehre, erzählen die anwesenden Herren mir, wie schwierig es früher war, hier auf die Toilette zu gehen. Bis sie gnädigerweise Bilder zu den Toilettenschriftzügen zugefügt haben.

Man hatte mich vehement eingeladen, ich müsse unbedingt ins Heidelberg auf der Upper East Side kommen, wo ich doch schon Deutsche sei. Meine Erwiderung, ich sei aber auch Vegetarierin, lassen Ashley und Ken nicht gelten. Sie schleppen mir die Speisekarte an, ich frage mich, ob in Süddeutschland wohl noch jemand “Knackwurst” sagt, und winke mit Müh und Not eine “potatoe pancake”-Bestellung ab.

Das Personal hier ist deutsch (ich bin aber incognito hier, die Medizinstudentin hinter der Bar spricht schön englisch mit mir), bis auf Troy, von dem man munkelt, er habe es nur deshalb geschafft, hier einen Job zu bekommen, weil er so gut aussieht. Ich werfe ein, dass “treu” auf Deutsch auch einen ganz guten Ruf hat. Die lauten Inder-Iren-Amerikaner trinken derweil irgendeinen Minzschnaps, dessen Namen ich noch nie gehört und gleich wieder vergessen habe und erzählen MIR, das sei ein typisch deutsches Getränk. Ich bleibe bei einem kleinen Warsteiner, das mir in einem Bitburger-Glas serviert wird, und weise auf das Plakat an der Wand hinter ihnen.