“Wie viele Monde schafft deins?”, fragt der Mann neben mir. “Kommt auf den Abend an”, weicht der andere aus. “Und in einer klaren Nacht? Meins kann nur vier”, sagt der erste Mann. Sie reden über Teleskope und Jupiter. Und ich bin hier eigentlich nur, weil wir eine Ausweichmöglichkeit brauchten.

Ich war mit Reggie, einem Fotografen, zum Malaysian Festival im Meatpacking District verabredet. Das ist aber nicht aufgebaut wie ein Street Fair, zieht sich also nicht über mehrere Blocks oder wenigstens die gesamte Straßenbreite. Stattdessen drängeln sich Essensstände, eine winzige Bühne und unzählige Menschen auf etwa der dreifachen Fläche einer deutschen Verkehrsinsel. Wir gucken pflichtbewusst alles an und wollen dann in Ruhe essen. Also gehen wir mit unserer Beute in den Highline Park.

Es wird dunkel, und schräg vor uns steht ein Mann mit einem Teleskop. Ich frage ihn, was er da macht, und er lädt uns ein, einen Blick zu riskieren. Sein Teleskop ist auf die Venus eingestellt. Die sieht man derzeit ganz locker mit bloßem Auge. Was man aber nicht sieht: Sie hat die Form einer Mondsichel. Weil die Sonne sie quasi von schräg hinten bescheint. So was weiß man eben, wenn man zur Amateur Astronomers Association of New York gehört.

Mehrere Mitglieder bauen ihre Fernrohre bis in den November hinein jeden Dienstag im Highline Park auf. Das nächste zeigt auf den echten Mond. Ich staune über die großen Krater. Und dieser Hobbyastronom sagt, wir können den Mond auch durch sein Teleskop fotografieren. Es ist schwierig, den richtigen Winkel zu finden, so dass man ein scharfes Bild machen kann, und man glaubt ja nicht, wie viel Licht wie schnell durch diese Linse geschossen kommt.

Für solche Spezialaufträge ist meine kleine Taschentrickkamera nicht gemacht. Nachdem ich dann Reggies Bilder gesehen habe, nenne ich ihn nur noch Astronauten. Die Astronomen warten derweil auf Jupiter. Er ist schon aufgegangen, aber noch stehen ein paar Häuser im Weg. Durch die großen Teleskope kann man meistens auch deren Monde sehen. Das fände ich spannend, aber es ist ein bisschen frisch geworden. Also schaue ich mir statt des echten Jupiters eine Foto-Installation an: “Jupiter” von Demetrius Oliver. Da sieht man ganz ohne Teleskop fünf Monde.