Statuen berühmter Leute gibt es in New York ja nun wahrlich genug. Besucher sehen sie ganz gern als ganzen Haufen. Dann gehen sie zu Madame Tussaud. Oder sie machen eine Reise nach Cleveland, zur Rock’n’Roll Hall of Fame. Das ist die eine Art von Berühmtheit. Und dann gibt es noch die altmodische Art: In die erste “Hall of Fame” der US-Geschichte darf nur, wer etwas Wichtiges für die Gesellschaft geleistet hat. Und diese Hall of Fame steht in der Bronx.

Der Kerl da oben steht da auch herum. Es ist der alte Graham Bell, der das Telefon erfunden haben soll (oder geklaut). Er musste allerdings eine Weile auf seinen Platz in der Ruhmeshalle warten – schließlich gehört es zu den Vorschriften, schon eine ganze Weile tot zu sein.

Mit einer Handvoll strenger Richtlinien wollte der damalige Uni-Kanzler MacCracken zudem dafür sorgen, dass nur wahrlich verdiente Geister in den Neubau auf dem neuen Zweitcampus der New Yorker Universität einzogen (heute residiert auf dem Gelände das Bronx Community College).

Zu den ersten Nominierten aus dem Jahr 1900, als diese Hall of Fame gebaut wurde, gehörten diverse Präsidenten, aber auch der Schriftsteller Ralph Waldo Emerson und der Pastor, Anti-Sklaverei-Aktivist und Frauenheld Henry Ward Beecher.

 

 

Alle fünf bis zehn Jahre konnte jeder US-Bürger bei den Nominierungen mitmachen, was teilweise zu regelrechten Kampagnen von Interessengruppen und Medien führte. Bis Mitte der 70er Jahre, als dem Komitee das Geld für weitere Büsten ausging.

98 stehen dort heute, so manche davon sind international bekannt, und zwar nicht nur die Geehrten, sondern auch die Künstler, die ihre Skulptur schufen. Edgar Allen Poe etwa wurde von Daniel Chester French gemeißelt, dem Künstler, der auch Präsident Lincoln für das Lincoln Memorial in Washington in Szene setzte.

 

 

Eins hat mich beim Besuch in der Hall of Fame for Great Americans erstaunt: Da stehen eine Menge Frauen herum, und mit so viel Fortschrittlichkeit hatte ich in diesem Bronzegewimmel nicht gerechnet. Bereits 1905 waren die ersten beiden Damen dazugekommen, von denen eine, Emma Willard nämlich, sich klar gegen Thomas Jeffersons (der hier auch vertreten ist) Einstellung gewendet hatte, Frauen sollten lieber nicht lesen.

Und seit 1950 steht auch Susan B. Anthony in der Reihe der Geehrten. Die frühe Frauenrechtlerin hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die USA ein Frauenwahlrecht bekamen. Erlebt hat sie es nicht mehr.

 

 

Die Hall of Fame ist so gebaut, dass Besucher wie die Büsten einen schönen Blick haben – und die noblen Damen und Herren einander anschauen. So macht Geschichte so richtig Spaß: Was würden die einander wohl zu erzählen haben?