Die Buchläden müssen ja auch sehen, wo sie bleiben. Lesungen sind meistens gratis, aber dabei gibt es Tricks. Zumindest, wenn auf dem Programm ein Autor steht, der ein volles Haus verspricht.

Viele freie Plätze? Das sieht nur so aus. Vorne ist es schon rappelvoll. Und die Sicherheitskräfte lassen nur sehr langsam weitere Leute auf die hinteren Plätze. Die müssen nämlich alle erst mal bezahlen. Wer das Buch kauft, darf rein. Und das wollen viele.

Fehlt nur der Autor. Aber das ist nun mal Scott Weiland. Der braucht ein Riesenbrimborium, als wäre er ein Superstar, also ist er nicht mal im Hause um sieben, als er eigentlich schon aus seiner Autobiografie lesen und sich mit einem Musikjournalisten unterhalten soll. Er sei beim Soundcheck aufgehalten worden, verkündet ein blasser Mitarbeiter der Buchhandlung. Sehr witzig. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat der Herr Musiker mir glaubwürdig versichert, seine Band mache schon seit Ewigkeiten keine Soundchecks mehr.

Ich frage mich, ob er wohl enttäuscht ist, dass man ihn, als er dann entrifft, ganz schnöde über die Rolltreppe schickt, und ich bin ein bisschen enttäuscht, dass sein Guru gar nicht mit von der Partie ist. Neben mir steht ein Fan mit einer viel besseren Kamera als ich, der nicht fassen kann, dass er den Moment verpasst hat. Scott Weiland hat ihn sogar gestreift. Aber er hat nur ein Foto von seinem Rücken.

Dann sollen wieder alle warten, die Abordnung verschwindet in einer Ecke, die Chefin des Ladens macht eine überkandidelte Ansage (ich habe die Dame hier schon öfter erlebt, aber so noch nie, es hört sich an, als kündigte sie eine Mischung aus Rockshow und Schlammcatchen an), und irgendwann rauscht eine aufgetakelte Profi-Schnepfe mit einem extrem wichtigen Kaffee nach hinten in die Ecke mit dem Notausgang. Eine Ewigkeit später kommt der Star des Abends dann wieder hervor, marschiert nach vorne und lässt sich feiern. Einen guten Schocken Bücher hat er ja schon mal verkauft.