Der Fahrstuhl geht nicht zum Schaffott, sondern ins Paradies. Allerdings muss man von hier unten, der Hölle aus, erst einmal durchs Fegefeuer, um dort hinzukommen. Giuseppe Stampone verwandelte den alten Frachtfahrstuhl vor über einem Jahr zur Eröffnung von Invisible Dog in ein Seh- und Hörerlebnis namens “Caronte” – und die Installation blieb. Dem Gebäude verdankt Invisible Dog seinen Namen: In den 70er Jahren wurden hier in Boerum Hill stabil-biegsame Hundeleinen-Spaßspielzeuge hergestellt.

Heute stehen und hängen im Fahrstuhl die Online-Voting-Gewinnerwerke des diesjährigen Celeste Prize, der hier gestern Abend verliehen wurde. Einige Künstler, Organisatoren und unbeteiligte Zuschauer sitzen in einem Dreieck aus sehr langen Bänken und sprechen über Ideen, Chancen – und Probleme: 2.000 Werke sichten sei die eine Sache, erzählen die Kuratorinnen Manon Slome und Julia Dragonovic, und zwar eine sehr, sehr große Herausforderung. Aber dann noch Trilliarden “Können Sie sich meine Sachen mal angucken”-E-Mails zu bekommen – “gazillions!”, stöhnt Slome, “gazillions!” – das sei einfach nicht machbar. Eine italienische Künstlerin berichtet, sie habe derweil Tausende “Bitte stimme für mich!”-Nachrichten bekommen.

Beides kann man sicherlich technisch lösen. Aber dann macht sich Skepsis breit: Manche der 50 Finalisten konnten nicht ausgestellt werden, weil die Künstler zuvor nicht die Angaben zur vorhandenen Technik gelesen hatten. “Künstler beschäftigen sich nicht so gerne mit dem Kleingedruckten”, sagt einer schmunzelnd und schaut dann schnell weg. Er gehört zu den Gewinnern.